Welche neuen Therapien können die Entstehung eines 'Typ-1-Diabetes mellitus' verhindern oder die Krankheit im frühen Stadium rückgängig machen? Diesen Fragen gehen seit Anfang November 2009 führende Diabetologen und Immunologen aus elf europäischen Forschungseinrichtungen im Projekt NAIMIT (Natural immunomodulators as novel immunotherapies for type 1 diabetes) nach. Die Arbeit des Konsortiums finanziert die Europäische Union im siebten Forschungsrahmenprogramm mit fast elf Millionen Euro für fünf Jahre. 

Autoimmunprozess

Der Typ-1-Diabetes mellitus ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter, tritt jedoch vielfach auch erst im Erwachsenenalter auf. Ein Autoimmunprozess zerstört bei dieser Erkrankung die Insulin-produzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Besorgniserregend ist nach Ansicht von Experten die wachsende Zahl der erkrankten Kinder im Vorschulalter, die jährlich um drei Prozent wächst. Das entspricht einer Verdopplung der Neuerkrankungen innerhalb von 20 bis 25 Jahren. Über zwei Millionen Menschen in Europa - rund 0,5 Prozent der Bevölkerung - und mehrere Millionen Menschen weltweit leiden an dieser Krankheit. Der chronische Verlauf kann viele Komplikationen mit sich bringen - unter anderem Erblindung, Nierenversagen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Suche nach Möglichkeiten ins Immunsystem einzugreifen

Deshalb sind sichere und effektive Präventions- und Interventionsstrategien notwendig. Im NAIMIT-Projekt untersuchen die Wissenschaftler die Möglichkeiten eines gezielten Eingreifens in das Immunsystem. Sie erforschen, inwiefern natürliche Immunmodulatoren, zum Beispiel Antigene, Probiotika, Glucocorticoide und Vitamin-D-Derivate, als neuartige Immuntherapien des Typ-1-Diabetes geeignet sind. Sigurd Lenzen ist einer der beiden deutschen Partner. "Ziel ist die Wirksamkeitsprüfung zunächst in präklinischen Modellen und sodann die Übertragung auf Patienten mit Diabetes in Pilotstudien", erklärt er.

Zu dem Konsortium der führenden europäischen Forscher, dessen Koordination bei Chantal Mathieu an der Katholischen Universität Leuven (KUL), Belgien, liegt, gehören auch drei kleine mittelständische Unternehmen. Sie sollen bei der Entwicklung neuer Technologien helfen und die Umsetzung der Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung beschleunigen. (red)