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Die Hormon-Medikamente von Pfizer werden nach wie vor von Millionen von Frauen eingenommen.

Foto: APA/AP/Mark Lennihan

Philadelphia - Der weltgrößte Pharmakonzern Pfizer wurde von einem Gericht in Philadelphia zur Zahlung von Geldstrafen an Krebspatientinnen verurteilt. Nachdem das Unternehmen erst vor wenigen Tagen zu einer Entschädigung von 6,3 Mio. Dollar verpflichtet wurde, bekam es in zwei Fällen zusätzliche Geldstrafen über 103 Mio. Dollar aufgebrummt. Der Konzern kündigte Berufung an. Dabei sind bundesweit über 10.000 weitere Verfahren gegen Pfizer anhängig.

Nicht über Risiken informiert

"Eine derartige Klagewelle bringt naturgemäß schwere Verwerfungen, kann Pharmakonzerne in der Regel aber nicht in die Knie zwingen", so ein Branchenanalyst, dem zufolge es bereits Fälle mit mehr Betroffenen gegeben habe. "Besonders in den USA besteht immer die Gefahr, wegen Produkten verklagt und zur Haftung verurteilt zu werden. Gerade für solche Fälle bilden die Konzerne Rückstellungen", betont der Fachmann.

Das Geschworenengericht kam zu dem Schluss, dass die von den Pfizer-Töchtern Wyeth sowie Pharmacia & Upjohn hergestellten Menopausen-Mittel Premarin, Provera und Prempro bei den Patientinnen Brustkrebs verursacht hätten. Die zusätzlichen Geldstrafen begründen die Richter damit, dass Pfizer nicht über die Risiken der Medikamente informiert habe.

"Nur die Spitze des Eisbergs"

Allein am vormaligen Wyeth-Hauptsitz in Philadelphia wurden nach Angaben der AnklagevertreterInnen mehr als 1.500 weitere Klagen gegen die Hormonmedikamente eingebracht. Den AnwältInnen zufolge ist dies aber "nur die Spitze des Eisbergs". Wie die New York Times berichtet, werden die Medikamente nach wie vor von Millionen von Frauen zur Behandlung von Menopausen-Symptomen eingenommen.

In zwei ähnlichen Verfahren ist Pfizer gleichermaßen in Berufung gegangen. In zumindest zehn Fällen soll es zu außergerichtlichen finanziellen Einigungen in unbekannter Höhe gekommen sein. Wie hoch die Verbindlichkeiten für den Konzern insgesamt ausfallen werden, bleibt vorerst ungewiss. (pte)