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Bei der Elektrohandelskette Niedermeyer bleibt derzeit kein Stein auf dem anderen. Neo-Chef und Miteigentümer Werner Weber will mit dem verstaubten Image des Unternehmens, in das er vor gut drei Monaten mit 30 Prozent eingestiegen ist, aufräumen und kündigt einen "Neustart" an. In drei Jahren will der Sanierer mit der traditionsreichen Elektrokette wieder Gewinne schreiben.

"Ich bin gekommen, um zu bleiben"

Erfahrung mit krisengeschüttelten Betrieben hat Weber zuletzt bei Libro und Pagro gesammelt, an deren Sanierung er maßgeblich mitgearbeitet hat. Bei Niedermeyer habe er mit der eigenen Beteiligung nun auch erstmals "mehr Verbindlichkeit" übernommen. Als kurzfristiges Engagement sieht der Tiroler seine neue Tätigkeit jedenfalls nicht: "Ich bin gekommen, um zu bleiben", sagte er im Gespräch und zeigte durchaus Interesse, bei Gelegenheit seine Anteile auch weiter aufzustocken.

Nun will Weber mit dem "Bauchladen" bei Niedermeyer aufräumen. Das breitgestreute Sortiment soll um ein Fünftel gestrafft werden, die Mitarbeiter besser geschult und der Werbeauftritt neu gestaltet werden. "Ich habe grundlegende Neuerungen geplant, nicht nur kosmetische", betonte Weber mit Verweis auf seine "K&K"-Strategie - Konzentration und Kompetenz. Und: "Der Kunde soll wieder wissen, wofür Niedermeyer steht".

"Für den Kunden ist es doch besser, aus 20 Notebooks auswählen zu können, als aus 100 auswählen zu müssen"

Niedermeyer konzentriert sich künftig auf die Sortimentsbereiche Computer, Mobilfunk, Foto und Unterhaltungselektronik. Haushaltsgeräte und weiße Ware wird es nicht mehr geben. Vertieft werde dagegen die Auswahl bei Zubehör und Verbrauchsmaterial. Der "freie Raum" soll mit Kompetenz und Service abgedeckt werden. "Für den Kunden ist es doch besser, aus 20 Notebooks auswählen zu können, als aus 100 auswählen zu müssen - verbunden mit Top-Marken und guter Beratung", beschrieb Weber die Vorteile von Niedermeyer.

Niedermeyer will sich mit dieser Strategie als Nahversorger im Elektrohandel positionieren. "Es liegt im genetischen Code von Niedermeyer, Nahversorger zu sein", sagte Weber. Die Größe der Filialen werde daher unverändert bei durchschnittlich 200 Quadratmetern bleiben. Auch an der Standortstrategie - an Einkaufstraßen, Hauptplätzen und gut frequentierten Einkaufszentren - werde festgehalten.

Beim Personal will der neue Niedermeyer-Chef zwar nicht sparen, bei der Produktivität der Mitarbeiter sieht Weber aber "erhebliche Potenziale". "Abläufe, die gestern in Stein gemeißelt schienen, werden überprüft. Wenn wir damit 10 Prozent mehr Zeit für den Kunden gewinnen, ist das für mich mehr Produktivität", erläuterte er.

93 Niedermeyer-Filialen mit 620 Mitarbeitern

Weber hat im August 93 Niedermeyer-Filialen mit 620 Mitarbeitern für einen "noch im sechsstelligen Bereich" liegenden Kaufpreis übernommen. In der Zwischenzeit wurde bereits eine neue Filiale in Kapfenberg eröffnet und eine generalsaniert (Donauzentrum). "In der Perspektive steht Wachstum", gab er den Weg vor. Derzeit würden die bestehenden Filialen auf Vordermann gebracht - mit Investitionen im einstelligen Millionenbereich. Dann soll in neue Standorte investiert werden, in Summe etwa 5 Mio. Euro. Ziel sei es, die Filialzahl wieder dreistellig zu machen, wobei Weber vier bis sechs Neueröffnungen pro Jahr für möglich hält.

Nach einem Umsatz von knapp 150 Mio. Euro 2008 und einem negativen operativen Ergebnis erwartet Weber heuer weniger Umsatz, bevor sich 2010 dann wieder ein Wachstum einstellen sollte. In drei Jahren will der neue Niedermeyer-Chef auch operativ den Turnaround geschafft und die Umstrukturierung abgeschlossen haben.

1957 gegründet

Niedermeyer steht derzeit zu 69 Prozent im Eigentum einer Investorengruppe um Rechtsanwalt Wolfram Themmer und Wirtschaftsprüfer Walter Dienstl. 30 Prozent hält Weber, das restliche 1 Prozent gehört der Bregenzer Hypo Equity Management AG, die der Elektrokette zuletzt mit 3 Mio. Euro an Kapital unter die Arme gegriffen hat.

Niedermeyer wurde 1957 gegründet. Zu den früheren Eigentümern zählten neben seinem Sohn Christian Niedermeyer die UIAG, T-Mobile und die Grossnigg-Gruppe.

Als Berater ist Weber derzeit auch bei einer anderen Unternehmenssanierung tätig - bei der Autozubehör-Kette Forstinger. Weber sitzt dort im Aufsichtsrat, hat aber keine operative Funktion, wie er betonte. Einer "kleinen Beteiligung" auch an Forstinger wäre Weber aber nicht abgeneigt. (APA)