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Die junge ÖVP lud den Parteichef ins U4.

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Pröll verrät Privates: "Meine Frau ist der Chef".

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Wien - Josef Pröll marschiert wie ein Boxer ein. Die Kameras von ORF und ATV umschwirren ihn, junges Partyvolk säumt seinen Weg. Der ÖVP-Obmann schüttelt Hände, manch geschüttelter Sympathisant schaut selig. Aus riesigen Lautsprechern dröhnt - wie passend - "I Came For You" von den "Disco Boys".

Die Junge ÖVP hat nichts dem Zufall überlassen, als sie den Chef ihrer Bundespartei ins Wiener U4 lud. Es ist jene Diskothek, wo in den 80ern laut Falco "die Goldfische geigten" und die seitdem den Nimbus des "Legendären" für sich beansprucht, wobei sie heute zwar immer noch viele Gäste lockt, aber kaum mehr Legenden. Das wissen wohl die meisten Besucher, die Spitze der ÖVP eher nicht. Umgekehrt will Pröll nun den U4-Gästen erzählen, wie es um die ÖVP bestellt ist - in einem "kritischen Interview" mit JVP-Chef Sebastian Kurz. In der Einladung versprach die JVP - Vorsicht: Wortspiel - ein "Kurz"-Gespräch.

"Hurra, welch herrlicher Tag"

"Gemma's an", sagt Pröll gutgelaunt, "nachdem alle schon auf den Rhythmus der Nacht warten." Kurz kündigt an, seinen Parteichef "abzuklopfen". Der gibt sich durchaus offenherzig. Sein erster Gedanke in der Früh? "Hurra, welch herrlicher Tag!" Das bringt Gelächter. Wer zuhause die Hosen anhat? "Ich habe keine Übersicht über private Finanzen", behauptet der Finanzminister. "Meine Frau ist der Chef." Auch Privates entlockt der 23-jährige Kurz dem Parteichef: Seinem Sohnemann, der neben dem Wirtschaftsstudium Clubbings in Wiener Szene-Schuppen veranstaltet, zolle Pröll ein "baffes Staunen". Außerdem trinkt der Vizekanzler laut eigener Aussage gern Red Bull.

Freilich: Das versprochene "Kurz"-Gespräch - wenige Fragen, knappe Antworten - hat trotz seiner nur 30 Minuten manche Länge. Pröll, der Dienstagfrüh noch gegen die Seniorenvertreter die Pensionserhöhung erstritt, redet dann von Prozentzahlen und Millionenbudgets, berichtet von der "Einschleifregelung" und "außerordentlichen Dynamiken". Während vorne einige JVP-Anhänger mit sportlichen Sakkos und blau-weißen Hemdkrägen an den Lippen des Vizekanzlers hängen, wird hinten lautstark bei Wodka-Redbull geplaudert - eher nicht über Politik.

Prölls Pointen

Neben Seitenhieben auf den Koalitionspartner SPÖ ("Nein, Werner Faymann wird nicht mein Superpraktikant") landet Pröll auch ein paar andere Pointen. Etwa als Kurz ihn fragt, ob er lieber mit Hans Dichand ("Krone"-Herausgeber) oder Peter Pilz (Grüne) Abendessen gehen würde. Pröll: "Die Wahl ist schwer ... ich esse ab 15 Uhr nichts mehr."

Später mischt sich Pröll unters (Jungfunktionärs-)Volk. Auch Maria Fekter (Pröll: "Meine Lieblingsministerin") ist mittlerweile eingetroffen und plaudert trotz brummend lauter Disco-Musik mit Parteifreunden.

Fekter hat "keine Disco ausgelassen"

Fekter zu derStandard.at: "Ich habe ja schon früher gesagt, dass ich in meiner Jugend keine Disco ausgelassen habe." Pröll steht derweil an der Bar und unterhält sich mit den jungen Gästen. Fotografen schießen Gruppenbilder. Die Aufgeregtheit seiner Gesprächspartner legt sich schnell. Eines nimmt Pröll mit aus dem U4: Hier läuft der Small-Talk besser als das "Kurz"-Gespräch. (Lukas Kapeller, derStandard.at, 25.11.2009)