"In einer Linkskurve stand ein Baum in meinem Weg - die Feuerwehr musste mich rausschneiden. Wie durch ein Wunder bin ich mit Schnittverletzungen im Gesicht davon gekommen."

Foto: Privat

Erfahrungen mit Alkohol im Straßenverkehr haben viele. Um dem Gesellschaftsphänomen auf den Grund zu gehen, starteten wir innerhalb der Redaktion einen Rundruf, Erfahrungen mit Alkohol im Verkehr zu schicken. Zusammenfassend kann man sagen, dass einige von uns eine Riesenportion Glück hatten, daraus zum Glück aber auch ihre Lehren gezogen haben:

"Ich bin als Grundwehrdiener betrunken in drei parkende Autos und einen Baum gekracht. Passiert ist zum Glück außer dem Sachschaden gar nichts. Die Polizei hat mir - vermutlich, weil ich auch in Uniform war und weil am Land jeder jeden kennt - nicht den Führerschein entzogen. Es war eine Mischung aus Blödheit, jugendlichem Leichtsinn und absoluter Orientierungslosigkeit. Mitschuld war der Assistenzeinsatz. Die sinnloseste Zeitvergeudung meines bisherigen Lebens, die auch den Alkoholkonsum vieler meiner Kameraden noch mehr steigerte. Von wegen Komasaufen ist ein neues Phänomen: die ganze Kaserne war damals im Dauerkoma - und stieg in diesem Zustand ins Auto." 

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"Als ich zwischen 16 und 18 Jahre alt war, bin ich regelmäßig mit Betrunkenen heimgefahren. Es gab schließlich keine Alternative. Die interessanten, angesagten Lokale lagen mindestens zehn Kilometer vom Heimatort entfernt, und man war froh über jede Mitfahrgelegenheit. Gefürchtet hab ich mich schon manchmal, und jetzt denke ich mir: "Wahnsinn, was ich für Glück hatte." Meine kleine Schwester wurde dann später regelmäßig von meinen Eltern mitten in der Nacht von irgendwelchen Landdiscos per Auto abgeholt, weil sie nicht wollten, dass sie mit Betrunkenen mitfährt. Ich glaube, als ich unterwegs war, war ihnen das gar nicht so bewusst, in welcher Gefahr ich da oft war."

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"Mit sechzehn bin ich öfters betrunken Moped gefahren. Einmal hatte ich dabei einen Unfall auf gerader und einsamer Strecke. Außer einem aufgeschlagenen Knie ist nichts passiert, doch seither weiß ich, dass Alkohol und motorisierter Verkehr nicht zusammen passen. Auf dem Fahrrad fahr ich trotzdem noch ab und zu betrunken."

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"Ich war mit meiner Familie bei einer Familienfeier am Land in Kärnten. Wir haben uns extra ein Taxi gerufen, weil wir was getrunken hatten. Auf der Fahrt haben wir dann bemerkt, dass der Fahrer ziemlich besoffen war. Wir waren dann froh, als wir heil angekommen waren. Der Taxler ist anscheinend kein Unbekannter und ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Einzelfall war."

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"Per Anhalter bin ich öfters bei betrunkenen Fahrern eingestiegen. Manchmal haben sie mich davor gewarnt, manchmal hab ich es erst später gemerkt. Einmal bin ich ausgestiegen, weil der Fahrer in Schlangenlinien gefahren ist und einmal musste ich dem Fahrer die Tür abschließen, weil er selber nicht mehr ins Schloss treffen konnte. Als mich dann einmal der für Jugend zuständige Gemeindereferent betrunken mitnehmen wollte, hab ich es seingelassen. Seither fahr ich lieber selber und bleib dabei nüchtern. Dafür nehme ich auch Anhalter mit."

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"Das typische Land-Saturday-Night-Feeling: Im Heimatort vorglühen und dann in DIE angesagte Location in fünfzehn Kilometer Entfernung gefahren zum abshaken und Mädels kennen lernen. Vor Ort hatten wir dann viel Spaß mit viel Alkohol und "lustiger Luft". Um vier Uhr morgens hab ich mich dann im Auto schlafen gelegt - hat aber leider nicht funktioniert. Deswegen bin ich dann doch gefahren, aber nicht weit. In einer Linkskurve stand ein Baum in meinem Weg - die Feuerwehr musste mich rausschneiden (siehe Bild). Ich bin aber wie durch ein Wunder mit Schnittverletzungen im Gesicht davon gekommen. Die werden mich aber ewig daran erinnern, dass Alkohol am Steuer keine gute Idee ist."

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"Keine Frage, Jugendsünden hat ja jeder mal begangen, wobei: Alkohol am Steuer nicht als Jugendsünde gelten kann. Es ist eigentlich unverzeihlich. Ich bin selbst mit 19, 20 Jahren ein paar Mal mit ordentlichem Restalkohol von der Party in Wien ins Umland heimgefahren. Das hab ich mir seit dem nicht mehr erlaubt, allein weil ich mich so verdammt ärgern würd, wenn ich kein Auto mehr hätte. Ich brauchs halt schon dauernd."

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"Ich fahr hin und wieder besoffen mit dem Fahrrad. Kann mich aber an nicht viel spannendes diesbezüglich erinnern."

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"Vor sieben Jahren habe ich einen Freund zu dessen Arbeitsbesuch in einer Landdisko im Innviertel begleitet. Sechs Stunden und beiderseits gefühlte 30 Stamperl später saßen wir im Auto, kaum mehr fähig den Zündschlüssel zu drehen. Aber wir mussten doch noch nach Salzburg, nach Hause, ins Bett. Hundert Meter nach dem Parkplatz vor der Disko die Einsicht: es geht nicht mehr. Klar, hundert Meter betrunken gefahren sind hundert Meter zu viel. Aber was tun, im Winter, in der Nacht, in der Einöde? Jedenfalls haben wir uns dann dazu entschlossen, das Auto in den sehr sanften Graben zu lenken, Türen zu versperren und eine Runde zu schlafen. Später, es war inzwischen früher Nachmittag und hell, die Erkenntnis: das Wegerl, an dessen Rand wir geparkt haben, war eine Bundesstraße. Ein anderer Autofahrer war stehengeblieben, ausgestiegen und hat an die Fensterscheine geklopft. Er hatte gedacht, meinte er, wir lägen nach einem Unfall im Graben und wären zumindest bewusstlos. Zum Glück hatte er nicht Recht. Wir sind dann noch zum nächsten Gasthaus, haben dort gegessen und Kracherl getrunken."

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"Ein ehemaliger Schulkollege von mir ist betrunken tödlich verunglückt."

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"Ich fahre immer nüchtern. Einmal nahm ich einem entfernten Bekannten den Schlüssel weg, er wollte tatsächlich stockbesoffen fahren. Ich nahm ihn dafür aber mit. Er war so betrunken, dass er nicht mehr wusste wo er wohnt. Ich fuhr also viele Male die Straßen in der Gegend ab, wo er glaubte zu wohnen. Als ich mich schon entschlossen hatte, dass er bei mir schlafen soll, erkannte er plötzlich sein Heim wieder. Bedankt hatte er sich erst als ich ihn Wochen später darauf ansprach. Er konnte sich an nichts erinnern."

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"Ich hab in Wien kein Auto. Ich bin nur ein paar Mal mit ein bisschen Alkohol intus Rad gefahren. Ich hab aber nicht gewusst, dass man das gar nicht darf. Seitdem mache ich es natürlich nicht mehr."

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"Ein ziemlich betrunkener Mann und eine ebenfalls betrunkene Bekannte saßen im Auto, das neben der Hauptstraße geparkt war. Um vier Uhr früh hielt ein Gendarmeriewagen mit Gendarmen aus dem Heimatort des Mannes an, offenbar erkannten sie sein Auto. Die Beamten sagten: "Hallo, willst du nicht lieber mit uns heimfahren?" Und so geschah es dann auch. Das Auto ließ er stehen und die Gendarmen brachten den Betrunkenen heim. Am nächsten Tag hat er das Auto dann wieder abgeholt."

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"Ein Zeltfest irgendwo in Niederösterreich vor rund 15 Jahren: Es ist schon recht spät in der Früh, so zwischen drei und vier. Ich denke mir, dass ich die zehn Kilometer doch auch zu Fuß nach Hause gehen kann. Meine Kumpels waren schon früher heimgefahren, ich hatte aus bestimmten Gründen noch etwas länger bleiben wollen. Nach einem Kilometer kommt von hinten ein Auto, ich strecke den Daumen raus, der Fahrer bleibt stehen, nimmt mich mit. Der Typ war sternhagelvoll, aber darin  ein echter Profi: Er fuhr auf der Überlandstraße nämlich die ganze Zeit mit kaum fünfzig Km/h. Geredet haben wir auch auf der ganzen Fahrt nix, in zehn Minuten war ich daheim."

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Und noch ein Rückblick von einem unserer RedaktionsmitarbeiterInnen auf die, nicht allzu lang zurückliegende, Jugend am Land:

Ein paar Gläser Spritzer oder Bier lösen meist nicht einmal den Gedanken aus, das Auto stehen zu lassen. Schließlich wohnt man ja „oben am Berg" oder „im nächsten Ort" - jedenfalls zu weit weg, um zu Fuß heim zu marschieren. Und gar nicht erst daran denken, jemanden ums Heimfahren zu bitten - sind ja sowieso alle gleich voll, und heim will ja auch noch keiner. „Drive & Drink" - das ist am Land gängige Praxis: „Hast du gehört, wer besoffen gegen einen Baum gefahren ist?", „Bist du eh noch gut heimgekommen - hattest ja schon einiges intus?". Das sind Fragen, die man sich nach einer durchzechten Nacht gerne gegenseitig stellt. Ich erinnere mich an den schrecklichen Unfall eines jungen Alko-Lenkers, der schwerste Verletzungen davontrug und nach der Rehabilitation mit einem Glasauge in der örtlichen Bar anzutreffen war. Ein anderer fuhr mitten in der Nacht betrunken mit einem Arbeitskollegen um die Wette. Der Kollege krachte gegen einen Baum und starb. Geändert hat sich deswegen nicht viel.

Sind wir in Österreich schon so weit wie in Irland, wo mir der Besitzer einer Jugendherberge nach zwölf Pints Guinness einmal erklärte: „Wir können nur Auto fahren, wenn wir Bier getrunken haben." Eingestiegen bin ich damals trotzdem, es war mitten in der Nacht, weit und breit kein anderes Auto, ich wusste nicht einmal den Weg zurück zur Herberge. So auch schon des Öfteren in Oberösterreich - oft wusste man eben nicht, wie man sonst heimkommen sollte. (red, derStandard.at, 21.11.2009)

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