Der Verkauf der Constantia Privatbank ist im Finale - die Ermittlungen der Justiz laufen dagegen noch auf vollen Touren. Zuletzt wurden Immo-Deals angezeigt, in die Bank und Eybl International verwickelt waren.

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Wien - Am Mittwoch, ab 16 Uhr 30, wurde der vierte Versuch, die Constantia Privatbank (CPB) zu verkaufen, gestartet. Es trafen einander die Aufsichtsratsmitglieder der Bank, die einst zum Reich der Industriellenfamilie Turnauer gehörte. Vorigen Herbst musste sie rund um die Turbulenzen der Immofinanz gerettet werden; seither gehört sie Bank Austria (BA), Erste Group, RZB, Volksbanken AG und Bawag. Zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe war nicht bekannt, ob und welcher Bieter den Zuschlag bekommen wird. Im Rennen waren zuletzt Ex-BA-Vorstandsmitglied Willi Hemetsberger plus Investoren sowie Sanierer Erhard Grossnig mit Ex-Goldman-Sachs-Manager Klaus Umek.

In der Causa Immofinanz, in der gegen Ex-Bank- und Ex-Immo-Chef Karl Petrikovics und andere ermittelt wird (für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung), bekommt die Staatsanwaltschaft immer wieder neue Akten auf den Tisch. Sie untersucht auch die Beziehungen zwischen CPB und Investor Rudolf Fries, wie den versuchten Verkauf des Arsenal-Areals in Wien. Die Innenrevision hat inzwischen etliche Geschäfte durchleuchtet, auch Kreditvergaben. Zwei davon wurden im August bei der Staatsanwaltschaft Wien angezeigt, bei beiden geht es um Geschäfte rund um den Kremser Automobilzulieferer Eybl International. Eybl wurde insolvent und übernommen, Fries‘ Stiftung war an Eybl beteiligt gewesen.

Im Juni 2008, so die Anzeige, habe Eybl International für das Geschäftsjahr 2007/08 einen Rekordverlust von 45,9 Mio. Euro gemeldet - trotzdem habe die Bank nur einen Monat später ein Immobiliengeschäft der CPB Tertia mit Eybl Trier finanziert, es ging um 5,5 Mio. Euro. Laut interner Revision hätten "Zinszahlungen bisher nicht stattgefunden" . Eine aktuelle Bewertung der Liegenschaft durch die CPB Tertia gehe von einem möglichen Wertberichtigungsbedarf von 50 Prozent aus.

Fall Zwei: Im September 2008 sollen CPB-Vorstand und Aufsichtsrat "einem Kreditrahmen von 15,5 Mio. Euro für die CPB Enterprise zur sofortigen Ausnutzung zugestimmt haben - ohne Sicherheiten. Die Kreditlinie habe der CPB Enterprise zur Finanzierung des Kaufs der IBK-Ipari Park Körmend gedient. Die IBK war eine Eybl-Tochter, der Liegenschaften im ungarischen Industriepark Körmend gehörten. Gutachten gab es laut interner Revision nicht. Aufgrund einer "Standort-Kurzbeschreibung erscheint der Kaufpreis stark überhöht, es muss mit erheblichem Wertberichtigungsbedarf gerechnet werden" , heißt es in der Anzeige, die von der Finanzmarktaufsicht FMA eingebracht wurde. Der Untreue-Verdacht richte sich gegen "Verantwortliche der Constantia Privatbank".

Die Vorgeschichte: 2005 hatte Eybl die Eigentümergesellschaft des Industrieparks um 6,6 Mio. Euro gekauft - von einer Gesellschaft aus dem Umfeld Fries'. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.11.2009)