London/München/Wien - Das tägliche Glas Rotwein oder auch Weißwein, Bier oder Stamperl Schnaps seien gesund, totale Abstinenz hingegen keineswegs. Diese für viele Menschen gute Nachricht wurde in den vergangenen Tagen gleich von mehreren Seiten verbreitet.

Laut einer im spanischen Baskenland durchgeführten Studie, in die 15.500 Männer und 26.000 Frauen einbezogen waren, haben Männer, die täglich wenig bis mittel viel - bis zum Gegenwert von zwei großen Bieren - Alkohol trinken, ein zwischen 35 und 50 Prozent niedrigeres Risiko, an Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erkranken als Nichttrinker. Bei Frauen zeigte sich dieser Positiveffekt laut der Expertise nicht. Und am Mittwoch verkündete die Münchner Gesellschaft für Prävention und Anti-Aging-Medizin, "dass moderate Alkoholtrinker eine höhere Lebenserwartung als strenge Abstinenzler haben".

Der Vorarlberger Psychiater, Suchtexperte und Gerichtsgutachter Reinhard Haller ist mit solchen Nachrichten nicht glücklich. "Dass Alkohol wie jedes andere Suchtmittel in kleinen Mengen positive Effekte auf bestimmte Organe hat, ist altbekannt", sagt er.

Tägliches Trinken jedoch sei auch in moderaten Mengen problematisch, "weil der Körper durch die Gewöhnung immer mehr Alkohol verträgt - man also dazu neigt, immer mehr zu trinken". Das, so Haller, gelte für alle Menschen. Experten empfehlen daher zwei Tage totalen Alkoholverzicht jede Woche. (bri, DER STANMDARD Printausgabe 26.11.2009)