Salzburg - In der mehr als dreißigjährigen Geschichte der österreichischen Frauenhäuser dürfte erstmals eine Schutzeinrichtung vor der Schließung stehen. Nach den Plänen von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SP) soll das vom Kolpingwerk in Hallein geführte und heuer zu rund 80 Prozent ausgelastete "Haus Mirjam" ab 2011 keine Förderung mehr für die stationäre Aufnahme hilfesuchender Frauen erhalten.

"Für die von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen aus der Region soll ein niederschwelliges ambulantes Beratungsangebot im Tennengau aufgebaut werden", verteidigt Burgstaller die Schließungspläne. Es sei "zumutbar", dass schutzsuchende Tennengauerinnen im Frauenhaus der Stadt Salzburg untergebracht werden.

Schwerer Imageschaden

Mit dieser harten Linie droht Burgstaller ein schwerer Imageschaden. In der sonst eher als SP-freundlich bekannten Sozialszene rumort es gewaltig: "Gerade am Land sind die Hemmschwellen, sich an ein Frauenhaus zu wenden, groß. Ein Frauenhaus in der Stadt Salzburg ist für Tennengauerinnen in akuten Notsituationen keine gute Alternative, bedeutet vielmehr eine weitere Hürde und bringt angesichts der Mobilitätsprobleme weitere Belastungen für die Opfer", heißt es beispielsweise in einem Schreiben des Netzwerks Frauenarmut an Burgstaller.

In Hallein läuft bereits eine von Bürgermeister Christian Stöckl (VP) und der ehemaligen SP-Vizebürgermeisterin Astrid Stranger initiierte Unterschriftenliste für den Erhalt des Frauenhauses.

Kostenargument

Burgstaller freilich setzt - nicht zuletzt mit dem Kostenargument - weiter auf ambulante Betreuung. In der Praxis eine Gratwanderung: Laut Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) missachte in Österreich jeder zehnte Täter die gerichtliche Verfügung, sich vom Opfer fernzuhalten. Um zu verhindern, dass Gewalttäter zurück in die Wohnung kommen, plädiert Heinisch-Hosek für die Einführung elektronischer Fußfesseln. Eine Idee, der man im Justizministerium skeptisch gegenübersteht. Die Kosten seien zu hoch. (neu, DER STANDARD Printausagbe 26.11.2009)