Der Trend "Hinein in die Stadt" wird in Österreich in den nächsten Jahren weiter anhalten. Die größten Zuwachsraten werden für Wien, Linz, Graz, Salzburg und Innsbruck sowie die Städte im Rheintal, also in Bregenz, Dornbirn, Hohenems und Feldkirch, erwartet, hieß es am Donnerstag in einer gemeinsamen Pressekonferenz von Städtebund und Statistik Austria.
45 Prozent in 73 Städten
"Meht als 50 Prozent der Bevölkerung Österreichs lebt im städtischen Bereich, allein rund 45 Prozent in den 73 großen Städten mit mehr als 10.000 Einwohnern", berichtete Statistik-Austria-Generaldirektor Peter Hackl, der gemeinsam mit Städtebund-Generalsekretär Thomas Weninger die Publikation "Österreichs Städte in Zahlen 2009" vorstellte. Die Stadtregionen wuchsen zwischen 2001 und 2009 um 6,2 Prozent, die großen Städte (inklusive Pendlereinzugsbereichen, Anm.) sogar um 6,4 Prozent.
Hackl erwartet, dass die 73 Städte über 10.000 Einwohnern in absehbarer Zeit Zuwachs bekommen: Städte wie Gänserndorf (9.902 EW, plus 9,6% gegenüber 2001), Gerasdorf bei Wien (9.872, +5,4%), Ebreichsdorf (9.554, +9,3%) oder Seekirchen am Wallersee (9.679, +7,2%) wuchsen zuletzt sehr stark und könnten schon demnächst die 10.000-Einwohner-Marke überschreiten.
Der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Bevölkerung ist in vielen Regionen gesunken, die wenigsten Unter-19-Jährigen gab es 2008 in Köflach (16,7 Prozent). Die höchsten Anteile in dieser Statistik wiesen Lustenau (25,5 Prozent) und Telfs (25,2 Prozent) auf. Die erwerbsfähige Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren habe in den letzten Jahren vor allem durch Zuwanderung aus dem In- und Ausland starke Zuwächse verzeichnet, hieß es. Gestiegen ist auch die Zahl der Menschen im Pensionsalter, Spitzenreiter sind hier das steirische Knittelfeld (3,8 Prozent der Bewohner sind über 85 Jahre alt) und Lienz in Osttirol (3,4 Prozent).
Ringen um Getränkesteuer-Ersatz
Finanziell ist der Westen besser ausgestattet als der Osten: In Vorarlberg, Tirol und Salzburg weisen wesentlich mehr Gemeinden eine Pro-Kopf-Finanzkraft (gespeist durch Grundsteuern, Kommunalsteuer, Gewerbesteuer, Lohnsummensteuer und Getränkesteuer) von mehr als 1.126 Euro auf als etwa in Niederösterreich, der Steiermark oder dem Burgenland, auch wenn im Burgenland die Abgabenerträge zuletzt am stärksten zulegten (+ 37,8 Prozent). Weninger, der vor finanziellen Engpässen in den Städten und Gemeinden durch den demografischen Wandel warnte, wies auch darauf hin, dass die jahrelange Auseinandersetzung um die Rückzahlungsregelung der Getränkesteuer (die vom EuGH im Jahr 2000 als nicht EU-konform aufgehoben war) noch immer nicht bereinigt ist.
Im Vorjahr einigte man sich mit dem Handel auf eine Rückzahlung von 15 Prozent der EU-widrig eingehobenen Getränkesteuer. Der Bund sicherte damals zu, die aus der Getränkesteuer-Rückzahlung zu erwartenden Mehreinnahmen an Körperschaftsteuer an die Kommunen rückzuführen, und ging von einer Basis von 30 Millionen aus - was rund 7,5 Millionen Euro für die Gemeinden bedeutet hätte. Im Frühjahr stellte sich aber heraus, dass das Rückzahlungsvolumen voraussichtlich 45,8 Mio. Euro betragen dürfte. Auf die nun erhofften rund 11,5 Millionen vom Bund - 25 Prozent von 46 Mio. - warte man derzeit noch, "der Bund ist am Zug", so Weninger.
"Es wird nicht besser"
Zur finanziellen Situation der Gemeinden ließ sich Weninger unter Verweis auf die Präsentation des Gemeindefinanzberichts Mitte Dezember nur so viel entlocken: "Es wird nicht besser."
Die Gemeindegröße schwankt in Österreich zwischen unter 100 und über 1,7 Millionen Einwohnern (Wien). Fast die Hälfte der 2.357 Gemeinden hat zwischen 1.000 und 2.500 Bewohnern, 84 Prozent zwischen 500 und 5.000. Von den 73 Städten haben sieben mehr als 50.000 Einwohner, die größte Stadt nach Wien ist Graz - hier leben 250.000 Menschen. (Martin Putschögl, derStandard.at, 26.11.2009)