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Hessens Ministerpräsident Roland Koch und GM-Europa-Chef Nick Reilly.

Foto: AP/Probst

Wiesbaden/Frankfurt - Der US-Autokonzern General Motors (GM) hat für seine Pläne zur Sanierung von Opel harsche Kritik aus Politik und von Gewerkschaften geerntet. Der am Mittwoch bekanntgegebene Abbau von 2.500 Jobs am Opel-Stammsitz Rüsselsheim widerspreche Zusagen, die GM zuvor abgegeben habe, erklärte Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) am Donnerstag. Die IG Metall sprach von einem "Schlag ins Gesicht" der Opel-Mitarbeiter.

Der geplante Stellenabbau in Rüsselsheim sei "für uns absolut inakzeptabel", erklärte Ministerpräsident Koch. GM-Europachef Nick Reilly habe ihm gegenüber Mittwoch früh bei einem Gespräch in der hessischen Staatskanzlei angekündigt, dass es am Opel-Stammsitz bei dem Stellenabbau bleibe, den auch der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna für den Fall einer Übernahme Opels geplant habe. Dieses Konzept habe einen Abbau von zwischen 1.400 und 1.600 Jobs in Rüsselsheim vorgesehen. Ursprünglich wollte GM Opel an Magna verkaufen, bis sich der US-Konzern kürzlich jedoch überraschend zu einer Kehrtwende entschloss.

"Wir erwarten, dass GM sich eng an diesem Konzept orientiert", erklärte Koch. Auch müsse der Konzern klarstellen, dass der geplante Jobabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen vonstatten gehe. Koch erklärte, er sei verärgert über die Kommunikationspolitik von GM, die "leider einmal mehr nicht dazu angetan ist, bei den betroffenen Arbeitnehmern und der Politik Vertrauen zu schaffen".

50 bis 60 Prozent für deutsche Werke

GM hatte am Mittwoch angekündigt, von dem geplanten Abbau von europaweit 9.000 Stellen zur Sanierung Opels würden zwischen 50 und 60 Prozent auf deutsche Werke entfallen. Laut Opel-Betriebsrat, der von Reilly über das Sanierungskonzept unterrichtet wurde, will GM in Rüsselsheim rund 2.500 der insgesamt 14.500 Stellen abbauen. Im Werk Bochum sollen demnach knapp 1.800 der rund 4.800 Stellen wegfallen, in Eisenach und Kaiserslautern jeweils rund 300 Arbeitsplätze. Laut Betriebsrat streicht GM damit 4,900 Stellen in Deutschland. In Europa fallen demnach insgesamt 8.700 Arbeitsplätze weg.

Frankfurts IG-Metall-Bezirkschef und Opel-Aufsichtsratsmitglied Armin Schild bezeichnete den geplanten Stellenabbau in Deutschland als "Schlag ins Gesicht der Arbeitnehmer". Das GM-Konzept zur Opel-Sanierung enthalte "keinen einzigen innovativen Gedanken" und sei lediglich ein "kurzfristiger Kahlschlag", erklärte Schild. Der Plan sehe offenbar keine Zukunftsinvestitionen vor. Damit gehe Opel geschwächt "in eine sehr unsichere Zukunft". Er vermute, dass GM mit den benötigten 3,3 Mrd. Euro Finanzbedarf zur Sanierung Opels und den von den Mitarbeitern geforderten Einsparungen von 265 Mio. Euro jährlich lediglich den Sozialplan zum Stellenabbau finanzieren werde, erklärte Schild.

Wettlauf um Staatshilfen

Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) beriet indes mit EU-Industriekommissar Günter Verheugen über das Risiko eines Wettlaufs um Staatshilfen zwischen den Ländern mit Opel-Standorten. In dem informellen Gespräch in Brüssel habe die Ministerin mit Verheugen erörtert, welche Szenarien für die EU bezüglich Opel überhaupt denkbar seien, sagte ein Sprecher Lieberknechts. Er hob hervor, die thüringische Regierung habe am Vortag bei dem Treffen mit dem Europa-Chef von General Motors (GM), Nick Reilly, ausdrücklich keine Hilfen in Aussicht gestellt. Reilly hatte Lieberknecht den Erhalt des Opel-Werks in Eisenach zugesagt. (APA)