Auf Missmanagement, Strukturschwächen und personelle Fehlbesetzungen der Ära Schwarz-Blau können sich Verkehrsministerin Doris Bures und die SPÖ nicht mehr ausreden. Sie sind bei der ÖBB seit Jahren im Führerstand und haben jede Menge Zeit gehabt, die verpatzte ÖBB-Reform zu reparieren.

Das Ergebnis ist dürftig - obwohl Unmengen von Geld ausgegeben wurden, um unfähige Leute von Bord zu befördern. Statt der versprochenen Topmanager mit einschlägigem Fachwissen fuhrwerken nun Baumanager, Pensionisten, Anwälte und Politiker - und machen es der Eisenbahnergewerkschaft damit besonders leicht, auf Kosten der Steuerzahler teure Spielchen zu spielen.

Wie verfahren der Karren mit bald 14 Milliarden Euro Schulden ist, lässt sich daran ablesen, dass mittlerweile nicht einmal mehr der Postenschacher Marke Uraltproporz reibungslos funktioniert. Weil im Personenverkehr der ÖVP-Favorit abgesprungen ist, der nach einem Personalberater-Hearing zweitgereihte SPÖ-Kandidat der ÖVP aber nicht passt, wird ein Schlüsselposten ein Jahr lang einfach nicht besetzt. Insgesamt sind zig Führungsposten verwaist - weil beider Koalitionsparteien Personaldecke offensichtlich extrem dünn ist und sich kein Manager von Rang und Namen auf einen Schleudersitz setzt. Für Unternehmensberater heißt das natürlich "großer Bahnhof" . Sie verdienen sich goldene Nasen, weil die Eisenbahner die Weichen nicht einmal im Kerngeschäft richtig stellen können. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 27.11.2009)