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Franz Beckenbauer, die Lichtgestalt, verlässt das Schiff, das natürlich kein sinkendes ist. Immerhin hat er versprochen, weiterhin seine Meinung zu sagen. Darauf freut sich die Welt.

Foto: AP/Schreiber

München/Wien - Deutschlands Ex-Kanzler Gerhard Schröder sagt: "Beckenbauer ist eine geglückte Mischung aus Selbstbewusstsein, Sensibilität und Bescheidenheit."

Trainer Otto Rehhagel sagt: "Wenn der Franz erklärt, dass der Ball eckig ist, dann glauben ihm das alle." Kabarettist Ottfried Fischer, der berühmteste aller Bulle-von-Tölz-Darsteller, sagt: "Beckenbauer ist der Einzige, der der PDS in Bayern ein Direktmandat verschaffen kann."

Harald Schmidt, quasi die Mutter der deutschsprachigen Talkshows, sagt: "Laut einer US-Studie verlängert täglich guter Sex das Leben des Mannes um acht Jahre. Das heißt: Franz Beckenbauer erlebt noch 20 Weltmeisterschaften."

Beckenbauer selbst sagte einmal über den FC Bayern München, diesen über die Grenzen Deutschlands hinaus beliebten Fußballverein: "Eine Scheißmannschaft." Am Freitag, tritt der 64-jährige Kaiser anlässlich der Jahreshauptversammlung als Präsident von diesem Klub ab. Nach 15 Jahren, sieben Jahre davon war er auch Vorsitzender des Aufsichtsrats. In seine Ära fielen 17 Titel. Natürlich werden sie ihn zum Ehrenpräsidenten wählen, das ist im Fußballgeschäft so üblich, da kann man dann weiterhin jede Weihnachtsfeier besuchen.

Kein Arbeitsmangel

Beckenbauer sagt, dass er ohne Wehmut scheide. "Es ist ja nichts Spektakuläres. Ich höre auf, bin ja nicht weg. Ich leide nicht an Arbeitsmangel, ich habe genug zu tun: Fifa, Uefa, DFB, meine Partner, die Stiftung, und dann sind da natürlich auch noch meine zwei kleinen Kinder, mit denen ich mich so viel wie möglich beschäftige." Ambitionen, Joseph S. Blatter als Fifa-Präsident zu beerben, hege er keine. "Nein, nein, nein."

Die Bayern sind natürlich auch ohne Beckenbauer ein Wahnsinn. Das liegt an Uli Hoeneß, der 30 Jahre Manager war und nun der neue Beckenbauer wird. Christian Nerlinger (36) wird zum Hoeneß. Unter der Fuchtel von Hoeneß, der noch viel aktiver als Beckenbauer sein möchte. Karlheinz Rummenigge und Karl Hopfner sind die Vorstände. Hoeneß hat noch rasch einen Deal eingefädelt, Audi hat trotz Automobilkrise für 90 Millionen Euro 9,09 Prozent der Anteile an der Bayern-Aktiengesellschaft übernommen. Strategische Partnerschaft heißt das. Bis 2019 ist Audi auch Sponsor, die jährliche Zuwendung beträgt zehn Millionen Euro, insgesamt also 200. Die Bayern sind dank Hoeneß eine Geldmaschine, die 300 Millionen Euro pro Jahr umsetzt, geworden. Hoeneß hat zudem auch einige Sprüche auf Lager, der Spaß wird in München gewiss nicht abgeschafft. Eine kleine Auswahl: "Früher habe ich 80 Prozent meiner Arbeitszeit mit den Spielern verbracht. Heute verwende ich 80 Prozent darauf, das Geld einzutreiben, um sie finanzieren zu können." "Für die Scheißstimmung seid ihr Mitglieder doch selbst verantwortlich." "Notfalls würde ich ein halbes Jahr den Platzwart machen."

Dass die Bayern momentan nur Siebenter sind und an Mainz nicht und nicht vorbeikommen, ist Pech. Immerhin kann man noch die Gruppenphase in der Champions League überstehen. Dass Trainer Louis van Gaal noch weniger Erfolge als Vorgänger Jürgen Klinsmann aufweisen kann, ist eine Laune des Fußballs. Franz Beckenbauer wird weiterhin sagen, "was ich mir denke. Ich höre ja nur auf." (hac, DER STANDARD Printausgabe, 27.11.2009)