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Bauen auf Pump: Burj-Dubai, das höchste Gebäude der Welt.

Foto: AP

Krisenmanagement in Dubai ist eine sonderbare Sache. Scheich Mohammad Bin Rashid Al Maktoum, Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate und Herrscher von Dubai, verkündete noch vergangene Woche beim World Economic Forum energisch, die Kritiker von Dubai sollen "den Mund halten". Das Emirat habe seine Finanzen im Griff und werde die drückendste Schuldenlast, den Mitte Dezember fälligen islamischen Bond der Developer-Gesellschaft Nakheel in der Höhe von 3,5 Mrd. Dollar, rechtzeitig bedienen.

Was unmittelbar danach folgte, überraschte aber auch intime Kenner des Emirates: Scheich Maktoum rührte in den regierungsnahen Konzernkonglomeraten gehörig um und entfernte langjährige Spitzenmanager, etwa Omar Bin Sulaiman, Chef des Dubai International Financial Center, des wichtigsten und größten Offshore-Finanzzentrums der Region. Mohammad Al Gergawi, Ahmad Bin Sulayem und Mohammad Ali Abbar, alle drei "Architekten" des heutigen (auf Schulden gebauten) Dubai, wurden von ihren Funktionen an der Spitze der Investment Corporation of Dubai (auch "Dubai Inc." genannt) entfernt.

Dubai World wird restrukturiert

Am Mittwoch wurde auch die Restrukturierung der riesigen Holding-Gesellschaft Dubai World publik. Dort wurde Deloitte-Experte Aidan Birkett als "Chief Restructuring Officer" eingesetzt. Birkett soll eng mit dem in der Krise eingesetzten Dubai Financial Support Fund zusammenarbeiten, um die Sanierung von Dubai World voranzutreiben. Als erste Maßnahme wurden die Gläubiger von Dubai World, zu der auch DP World, der viertgrößte Hafenbetreiber der Welt, gehört, um einen Zahlungsaufschub der Schulden bis "mindestens" 30. Mai 2010 gebeten. Allein auf Dubai World lasten 59 der 80 Mrd. Dollar Schulden des Emirates.

Die Nachricht wurde von der Finanzgemeinschaft nicht positiv beurteilt. "Viele Investoren hatten eine rechtzeitige Bedienung der Schulden und keine große Restrukturierung erwartet", sagt Monica Malik, Analystin beim Finanzhaus EFG Hermes.

In der Tat mehren sich nun wieder die Befürchtungen, dass Dubai tiefer im Finanzschlamassel steckt als bisher angenommen. Da Transparenz nicht gerade die große Stärke der Regierung und ihrer Firmenkonglomerate ist, tappen auch viele Analysten im Dunkeln, wie Tristan Cooper, Moody's-Analyst in Dubai, erläutert.

Angst vor Zahlungsunfähigkeit

An den internationalen Finanzmärkten hat die Bitte Dubais um Stundung der Schulden jedenfalls heftige Reaktionen ausgelöst. Aktienmärkte zeigten sich verunsichert, Dax und EuroStoxx trieb es nach unten, Daimler und Porsche mit ihren Verbindungen zum Golf litten deutlich, und die Risikoprämien auf Staatsschulden aus den Emiraten schossen in die Höhe. Auch von der Zahlungsunfähigkeit Dubais ist bereits die Rede, was auch auf Anleihen anderer Schwellenländer drückt. Anleihen-Analysten behandeln Dubai derzeit in etwa auf dem Niveau der beinahe-bankrotten Ukraine.

Doch die Befürchtungen eines Zahlungsausfalles werden durch Hilfe aus dem ölreichen Nachbaremirat Abu Dhabi etwas entschärft. Abu Dhabi hat eine 20 Mrd. Dollar schwere Staatsanleihen-Tranche zugesichert, von der bereits zehn Mrd. gezogen wurden, die letzten fünf Mrd. gerade erst am Mittwoch. Das Geld fließt in den Restrukturierungsfonds Dubais. Was genau damit gemacht wird, bleibt aber hinter den Mauern von Scheich Maktoums Palast verborgen. Gerüchteweise erbittet sich Abu Dhabi mehr Einfluss in Dubais regierungsnahen Gesellschaften, unter anderem auch der Fluglinie Emirates. (Arno Maierbrugger aus Dubai, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 27.11.2009)