Dornbirn - Eine betuchte alte Dame vermacht den Großteil ihres Vermögens einer "lieben Freundin in Salzburg". Als das Testament im Verlassenschaftsakt auftaucht, ist die liebe Freundin verstorben, der nächste Begünstigte ist ein in Salzburg lebender Dornbirner. Den kannte die Verstorbene zwar nicht, die gesetzlichen Erben hatten auch ihre Zweifel, aber weil man mit der Erbtante nur wenig Kontakt hatte und wenig über ihren Bekanntenkreis wusste, einigte man sich mit dem Unbekannten. Er bekam eine halbe Million und war zufrieden. Nun sitzt der Mann in Untersuchungshaft, seine beiden mutmaßlichen Komplizen, die als Mitarbeiter des Bezirksgerichts Dornbirn an der Verlassenschaftsquelle saßen, ebenso.

In mindestens zwanzig Fällen sollen die drei Männer Erben oder den Staat durch gefälschte Testamente und Urkunden um Millionen betrogen haben. Durch erste Aussagen habe einer der Verdächtigen "gewisse Transparenz in die Sache gebracht", sagt Heinz Rusch, Sprecher der Staatsanwaltschaft. "Mehrere Hunderttausend Euro" konnten sichergestellt werden, die Veräußerung und Belastung von Immobilien wurde verboten.

Rusch auf die Frage, warum die Behörde nicht schon früher gehandelt habe, etwa 2002 nach der Anzeige eines Notars: "Damals hat sich kein Verdacht ergeben." (Jutta Berger/DER STANDARD, Printausgabe, 27. November 2009)