Bochum/Graz - Die Staatsanwaltschaft Bochum, die europaweit die Ermittlungen im möglicherweise globalen Fußball-Wettskandal leitet, führte vor einigen Tagen auch in Graz, gemeinsam mit steirischen Kollegen, eine Hausdurchsuchung im Firmensitz der Runningball Sports Information GmbH sowie in der Privatwohnung des Cogeschäftsführers des Unternehmens durch. Es wurden unter anderem handschriftliche Notizen und Computer beschlagnahmt.

Tonbandprotokolle sollen den Kogeschäftsführer Thomas G. schwer belasten. Dieser soll Geschäftsbeziehungen zum mittlerweile an der Grenze zu Kroatien verhafteten Slowenen Dragan M. unterhalten haben. Dieser soll zu den Hauptakteuren des aktuellen Wettskandals zählen.

Es handelt sich um eine "Personenverwechslung", sein Partner Thomas G., der "Kopf der Firma", kenne Dragan M. gar nicht, dementierte Gerhard P., Runningball-Geschäftsführer, einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins Format. Er lege für Thomas G. "die Hand ins Feuer", dass dieser mit Wettmanipulationen nichts zu tun habe. Das Unternehmen Runningball sei auch nicht im Wettgeschäft tätig, sondern handle lediglich mit Sportdaten.

Das Prinzip: Spiele werden weltweit statistisch von "Scouts" protokolliert, die Daten in Echtzeit an Buchmacher weitergeleitet, die auf dieser Basis ihre Quoten erstellen. Der Datentransfer laufe über die Schweizer Mutter-AG. 50.000 Spiele seien in den letzten Jahren erfasst worden.

Valter Fushaj, der Präsident des albanischen Fußballclubs KS Vllaznia Shkodrageht geht indessen davon aus, dass sich der Verdacht gegen seinen Verein nicht erhärten werde. Er und seine Mannschaft seien "moralisch ruhig". Im Fall des albanischen Vereines geht es um zwei Spiele der zweiten Quali-Runde der Europa League gegen Rapid.

In China sind mittlerweile im Zusammenhang mit Wettbetrügereien bei Fußballspielen 16 Personen festgenommen worden. (Walter Müller, DER STANDARD Printausgabe 27.11.2009)