Wien - Die US-Truppen vor Bagdad werden sich jetzt eingraben und auf Verstärkung von der 4. Mechanisierten Infanteriedivision und der 1. Panzerdivision warten, meint der Schweizer Militärexperte Albert A. Stahel von der Militärakademie der Uni Zürich: "Die Truppe braucht Regenerationszeit. Ein Soldat war bisher zwölf Tage ununterbrochen im Einsatz - die schaffen das mit Amphetaminen."
"Die angekündigte Strategie der Selbstmordattentate ist ebenso gefährlich wie die Tatsache, dass die Iraker neue Panzerabwehr-Lenkwaffen aus russischen Quellen erhalten haben", analysiert der Oberstleutnant, "Bilder von Treffern auf US-Abrams-Panzern zeigen, dass eine neue Technologie im Einsatz ist. Mit den bisherigen Abwehrwaffen konnten die Iraker am Panzer höchstens ,anklopfen‘, wie man so sagt."
Problematischer Nachschub
Der Nachschub für Bagdad werde zunehmend problematisch: "Eine US-Panzerdivision braucht pro Tag in der Wüste 1,22 Millionen Liter Wasser und 2,15 Millionen Liter Treibstoff. Das funktioniert mit Tanklastwagen, sie versorgen die 3. Mechanisierte Division vor Bagdad. Durch Überfälle aus Städten brauchen diese Konvois Begleitschutz, was US-Truppen bindet."
"Mit zwei zusätzlichen US-Divisionen kann die Geschichte hypothetisch in zwei bis vier Wochen beendet sein. Wenn es aber Verzögerungen gibt, dann geht der Krieg in den irakischen Sommer", fürchtet Stahel.
Zwischenzeitlich werde die USA durch Bombardierungen und den Einsatz von CIA-Spezialteams versuchen, Saddam mittels "Enthauptungstaktik" Herr zu werden. "Bisher hat das US-Vorgehen mit geringen Truppen, abgestützt auf Informations- und Luftüberlegenheit, nicht zum Erfolg geführt. Die ersten Ergebnisse sind eine Katastrophe, oder?", sagt der Schweizer. ((DER STANDARD, Printausgabe, 1.4.2003,plo)