Nach dem Ausbruch von zwei Schwerverbrechern aus der Justizvollzugsanstalt Aachen ist ein Bediensteter der Anstalt festgenommen worden. Wie die Justizministerin von Nordrhein-Westfalens, Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU), am Freitag in Düsseldorf sagte, wurde der Mann gegen Mittag festgenommen. Nach Angaben der Polizei fehlt von den beiden bewaffneten Männern weiter jede konkrete Spur. Die Ermittlungen liefen "auf Hochtouren".  "Die letzte Spur hat sich gestern Abend in Köln verloren, seitdem haben keine Anhaltspunkte mehr", sagte Polizeisprecher Michael Huber am Freitag in Köln.

Einzelheiten zur Fahndung wie den Einsatz von Hubschraubern und einer Spezialeinheit wollte die Polizei nicht bestätigen. Entgegen anderslautenden Berichten sei auch die Kölner Innenstadt nicht abgeriegelt worden. "Wir tun das Menschenmögliche, um sie dingfest zu machen", sagte eine Polizeisprecherin in der Früh. Auch die Behörden im benachbarten Ausland seien informiert.

Die Schwerverbrecher waren am Vorabend aus der Aachener Justizvollzugsanstalt geflohen und hatten zwischenzeitlich einen Taxifahrer als Geisel genommen. Die Polizei warnte die Bevölkerung vor den beiden Männern, die wahrscheinlich im Besitz von zwei Schusswaffen seien. Beide verbüßten wegen schwerwiegendster Straftaten eine lebenslange Haftstrafe und hätten sich in der Vergangenheit als brutal und rücksichtslos gezeigt.

Nach WDR-Informationen waren die Verbrecher unter anderem wegen Mordes, versuchten Mordes und Geiselnahme in Sicherungsverwahrung inhaftiert. Näheres wollte das nordrhein-westfälische Justizministerium auf einer Pressekonferenz am Nachmittag bekanntgeben.

Wächter und Portier überwältigt

Die beiden 50 und 46 Jahre alten Männer überwältigten nach Angaben der Polizei gegen 20.20 Uhr am Donnerstagabend einen Wächter und den Portier der Aachener Justizvollzugsanstalt und flüchteten zunächst zu Fuß. Dann fuhren sie mit einem Taxi nach Kerpen-Buir. Zusammen mit dem Taxifahrer ließen sie sich von einem weiteren Taxi nach Köln fahren, wie ein Kölner Polizeisprecher erklärte. In der Domstadt ließen sie in der Nähe des Hauptbahnhofs den Taxifahrer frei und flohen in Richtung Innenstadt, wo sich ihre Spur verlor.

Nach Informationen des WDR war einer der Entflohenen 1992 an einer Geiselnahme in der sauerländischen Justizvollzugsanstalt Werl beteiligt. Damals habe er mit einem Mithäftling einen Zahnarzttermin genutzt, um drei Justizbeamte und drei Arzthelferinnen in seine Gewalt zu bringen. Beim Zugriff der Polizei habe sein Komplize zwei der Geiseln mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet. Beide seien dabei schwer verletzt worden.

Der Aachener Polizeipräsident Klaus Oelze rief die Bevölkerung um Mithilfe auf, warnte aber davor, eigenmächtig gegen die Verbrecher vorzugehen. Es handle sich "um hochgefährliche Männer, die im Zweifelsfall gewalttätig und bewaffnet sind", sagte Oelze. (APA)