Der Streit um die Schließung der österreichischen Kunstausstellung "Cella" durch das italienische Kulturministerium wird durch neue Polemiken angeheizt. Nicht die Flatz-Peformance habe zur Schließung geführt, sondern die politische Brisanz des Themas, so Kurator Christoph Bertsch. Die aktuellen Ereignisse in Rom verdeutlichten, "wie spannend und hochaktuell" das Ausstellungs- und Forschungsprojekt der Universität Innsbruck sei: "In einem historischen Gebäude, das stets der Disziplinierung diente, macht das italienische Kulturministerium genau das: Disziplinierung eines Künstlers und Schließung einer großen internationalen Ausstellung, die ganz offensichtlich politisch nicht genehm ist".

Polizei in einer Ausstellung aktueller Kunst deute immer auf faschistoide politische Strukturen, erklärte Bertsch, der nach eigenen Angaben die Ausstellungsräume nicht mehr betreten darf. In einem Workshop der Universität Innsbruck werde von 21. bis 23. Jänner über Ausgrenzung und Disziplinierung gesprochen. Dazu wolle man auch das italienische Kulturministerium einladen.

Der Vorarlberger Performancekünstler Flatz fordert indessen die Erhaltung seiner Malerei in der Zelle des ehemaligen Jugendgefängnisses. Der Direktor der Alten Pinakothek in München, Raimund Wünsche, beabsichtige die Gründung einer Stiftung zur Erhaltung des Werkes "Sixtinische Kapelle der Gefangenen", erklärte Flatz dem STANDARD. Der Künstler verwies darauf, daß auch Giuseppe Penone eine Zelle im denkmalgeschützten Barockbau bemalt habe. Bertsch spricht von einem "Gesamtkunstwerk, das im Werk von Flatz eine zentrale Rolle einnimmt".

Das Kulturministerium dagegen beharrt darauf, daß die Ausstellungsräume "vertragsgemäß so übergeben werden, wie sie waren." Bereits Mitte Dezember werde dort die nächste Ausstellung eröffnet, so die Kunsthistorikerin Simonetta Druda. Der Abbau könne wie vorgesehen am Montag beginnen. Dabei werde Flatz wieder in den Besitz von Laptop, Notebook, Schlüsseln und persönlicher Habe gelangen, die er bei seiner Abführung durch die Polizei zurücklassen mußte. Beim Filmen der Polizeiaktion habe einer der Beamten versucht, ihm die Kamera aus der Hand zu schlagen, so Flatz, der seine am Samstag geplante Performance "schuldig/nicht schuldig" in Rom nun an einem anderen Ausstellungsort präsentieren will. (Gerhard Mumelter aus Rom, 27. 11. 2009)