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Frankfurt - Die Zahlungsprobleme des einst boomenden Golfemirats Dubai haben am Freitag die Finanzmärkte weltweit in Atem gehalten. Die Schockwelle über die Bitte der staatlichen Investmentfirma Dubai World um einen Zahlungsaufschub bis Mai hatte in der Nacht auf Freitag vor allem an den Aktienmärkten in Asien Erschütterungen ausgelöst. Die Europäer nahmen die Nachrichten heute gelassener auf, der Druck ließ im Verlauf des Tages teilweise schon wieder nach.

Allerdings hängt es Börsianern zufolge nun sehr davon ab, wie die amerikanischen Investoren auf die Nachrichten reagieren. Die Futures der wichtigsten US-Indizes deuteten gegen Mittag auf einen Abschlag von bis zu drei Prozent zur Börseneröffnung hin. US-Anleger hatten bisher wegen des Feiertages Thanksgiving am Donnerstag keine Gelegenheit zu reagieren, und auch am Freitag dürften viele Händler in New York nicht an ihren Arbeitsplätzen sitzen. "Aussagekräftig wird wohl erst der Montag werden", sagte ein deutscher Börsianer (siehe dazu auch Marktberichte).

60 Milliarden Dollar Schulden

Die Nachricht von den massiven Geldproblemen im Luxus-Paradies Dubai hatte die Finanzwelt am Donnerstag wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Am Mittwoch hatte Dubai - wie Abu Dhabi Teil der Vereinigten Arabischen Emirate - die Gläubiger der Holding-Gesellschaft Dubai World und ihrer Tochterfirma Nakheel um Zahlungsaufschub bei seinen Milliardenschulden bis Mitte nächsten Jahres gebeten und damit Sorgen um eine neue Finanzkrise ausgelöst. Denn mit diesem Schritt wurde klar: Dem Staatsunternehmen steht das Wasser bis zum Hals, die Scheichs haben sich übernommen.

Wegen der anhaltenden Zweifel an der Zahlungsfähigkeit Dubais sind die fünfjährigen Credit Default Swaps (CDS) für das Emirat am Freitag weiter kräftig gestiegen. Die Kosten für eine Absicherung der Schulden gegen Ausfall stiegen nach Angaben des Datenanbieters CMA DataVision um 129 auf 670,1 Basispunkte. Dies bedeutet, dass die Ausfallversicherung für Verbindlichkeiten in Höhe von 10 Mio. Dollar (6,6 Mio. Euro) von 129.000 auf 670.100 Dollar gestiegen ist.

Insgesamt soll Dubai World Schulden von rund 60 Mrd. Dollar angesammelt haben. Hauptgrund für die aktuellen Zahlungsschwierigkeiten Dubais ist nach Experteneinschätzung der Niedergang des Immobiliensektors - eine Folge der Finanzkrise.

Vor allem arabische Banken betroffen

Weil der vorhergegangene Immobilienboom in Dubai in großem Umfang von Banken aus Abu Dhabi finanziert worden war, drohen die Zahlungsnöte Dubais nun auch die Bilanzen der Banken im benachbarten Emirat zu belasten. Das Finanzinstitut Abu Dhabi Commercial sei mit umgerechnet bis zu 1,6 Mrd. Euro bei dem Immobilienentwickler Dubai World engagiert und müsse nun entsprechende Rücklagen bilden, sagte ein hochrangiger Vertreter der Bank am Freitag.

Auch in Finanzkreisen in Frankfurt am Main hieß es, die Verbindlichkeiten von Dubai lägen in erster Linie bei Banken im arabischen Raum. Deutsche und europäische Finanzinstitute seien nicht oder vergleichsweise wenig betroffen. So schätzen Analysten von Goldman Sachs die Außenstände von HSBC in Dubai auf 611 Mio. Dollar, diejenigen von Standard Chartered auf 177 Mio. Dollar. Die Regierung von Südkorea schätzt das Engagement der koreanischen Geldhäuser in dem Emirat auf insgesamt nur 88 Mio. Dollar.

Frankreich, Italien unbesorgt

Französische Banken rechnen mit relativ geringen Belastungen. Natixis erklärte mit 50 Mio. Dollar von dem geplanten Stillhalteabkommen für Dubai World betroffen zu sein. Direkte Investitionen in Dubai-Immobilien seien "extrem gering". Societe Generale sprach von einem "begrenzten" Engagement in Dubai, während BNP Paribas überhaupt nicht betroffen sei.

Die italienische Notenbank rechnet mit keinen Problemen für die Institute des Landes. Sie seien nur "sehr begrenzt" von den Schwierigkeiten bei Dubai World betroffen, erklärte Notenbankchef Fabrizio Saccomanni.

Brown: Weltwirtschaft kann Probleme aushalten

Nach Ansicht des britischen Premierministers Gordon Brown ist die Weltwirtschaft inzwischen wieder robust genug, um die Folgen der Finanzprobleme des Emirats zu verkraften. "Nach meiner Meinung ist das Finanzsystem nun stärker und in der Lage, mit den aufkommenden Problemen umzugehen", sagte Brown am Freitag. Es ist zwar ein Rückschlag, aber er hat nicht das Ausmaß der vorangegangenen Probleme, die wir zu bewältigen hatten. Er gehe davon aus, dass die globale Erholung inzwischen unabhängig von den Hilfspaketen zum Kampf gegen die Wirtschafts- und Finanzkrise sei. (APA/Reuters)