Wien/Salzburg - Medikamentenunverträglichkeiten oder riskante unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneimitteln können sich oft früh durch Hautreaktionen bemerkbar machen - ungewöhnliche Hauterscheinungen gehören also immer beim Experten abgeklärt. Das betonte heute die Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie anlässlich ihrer Jahrestagung in Salzburg.

Zahlreiche Beschwerdebilder

Österreichs rund 600 Hautärzte sind die ersten Ansprechpartner bei einer breiten Palette von Beschwerden, die das größte und Umwelteinflüssen am meisten ausgesetzte Organ Haut betreffen: Rund zwei Prozent der Österreicher leiden an Neurodermitis, Akne betrifft fast 80 Prozent der Jugendlichen, kann aber auch jenseits der 30 Probleme machen. 40.000 Menschen in Österreich, die meisten davon über 60, erkranken jährlich neu an Gürtelrose, an Schuppenflechte (Psoriasis) leiden hierzulande 170.000 Menschen. Aktinische Keratosen, eine Frühform des weißen Hautkrebses, hat unter den über 65jährigen jeder Dritte.

Jährlicher Hautcheck

Neueste Erkenntnisse aus allen Bereichen der Dermatologie diskutieren die Haut-Spezialisten am 27. und 28. November unter dem Motto „Neues aus der Wissenschaft für die Praxis" bei ihrem Jahreskongress in Salzburg, einer Leistungsschau des medizinischen Fachgebiets. „Schon angesichts der Vielfalt der Beschwerdebilder und der möglichen Komplikationen und schwer wiegenden Folgen, die Hauterkrankungen haben können, sollte die jährliche Vorsorgeuntersuchung beim Hautarzt genauso selbstverständlich sein wie andere regelmäßige Gesundheitschecks," betont ÖGDV-Präsidentin Beatrix Volc-Platzer, Vorstand der Dermatologischen Abteilung, SMZ Ost, Wien. „Wir sind für die Prävention, Früherkennung und rechtzeitige Therapie wichtige Ansprechpartner."

Lebensbedrohliche Hautreaktion

Eine hochdramatische Hautkrankheit, Folge einer Medikamenten-Reaktion, ist die so genannte toxische epidermale Nekrolyse (Lyell-Syndrom): Diese maximale Unverträglichkeit, die bei weit verbreiteten Arzneimitteln wie dem schmerzstillenden und entzündungshemmenden Diclofenac, dem Harnsäuresenker Allopurinol oder Beruhigungsmitteln vorkommen kann, ist zwar mit rund 15 Fällen pro Jahr in Österreich selten. Aber in mehr als der Hälfte der Fälle ist das tödlich: Die oberste Hautschicht löst sich großflächig ab, das führt unter anderem zu einem massiven Flüssigkeitsverlust und damit einer gefährlichen Störung des Elektrolythaushaltes.

Bisher war die Therapie sehr schwierig. Jetzt gibt es zunehmend Hinweise, dass eine Behandlung mit hoch dosierten Immunglobulinen, also aus menschlichem Plasma gewonnenen Medikamenten, viel versprechende Ergebnisse bringt und Menschenleben retten könnte.

Hautveränderungen abklären lassen

Viel weniger dramatisch, aber weit verbreitet, sind Ausschläge oder schuppige Hauterscheinungen, die ebenfalls auf Arzneimittel zurückgehen. Als mögliche Verursacher solcher Probleme kommen etwa Antibiotika, krampflösende Medikamente, wie sie in der Epilepsie-Behandlung verwendet werden, weit verbreitete Schmerzmittel (NSAR) oder die besonders häufig verschriebenen Protonenpumpenhemmer (PPI) zur Kontrolle der Magensäure in Frage.

„Unverträglichkeitsreaktionen gegen Medikamente oder Neben- und Wechselwirkungen bestimmter potenter Arzneimittel sehen wir oft zu allererst an der Haut, bevor sie sich an inneren Organen bemerkbar machen", so Volc-Platzer. Deshalb sei es entscheidend, jede Hautveränderung, die sich nicht wieder zurückbildet, wie Ausschläge, Juckreiz, Rötungen vom Hautarzt abzuklären lassen. „Wir können dann Patienten im Sinne eines Frühwarnsystems vor weitreichenderen Schäden wie etwa an Leber oder Niere bewahren." (red)