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Die postexpositionelle Prophylaxe (PEP) wird von den Krankenkassen übernommen, wenn der Geschlechtspartner HIV-positiv war.

Foto: APA/Luis Romero

Eine aufregende Nacht, wilder Sex mit jemandem, den man gar nicht so genau kannte, und in der Hitze des Gefechtes das Kondom einfach vergessen? Das böse Erwachen kommt in solchen Fällen zumeist am Morgen danach. Wer sich Sorgen um seine eigene und die Gesundheit anderer macht, hat nun die Möglichkeit, eine Beratungsstelle wie die der Aids-Hilfe aufzusuchen. Carmen Harrer arbeitet hier seit 15 Jahren und kennt die Facetten von Angst, die die Menschen hierher mitbringen. "Der erste Schritt ist ein ausführliches Gespräch, um die Umstände des ungeschützten Geschlechtsverkehrs genau abzuklären", erzählt sie. Besteht der begründete Verdacht, dass der Sexualpartner oder die -partnerin HIV-positiv ist, wird die postexpositionelle Prophylaxe (PEP) in Betracht gezogen. Das ist eine vierwöchige, antiretrovirale Therapie, die innerhalb von 48 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr beginnen muss, am effektivsten aber dann ist, wenn die ersten Medikamente schon zwei bis sechs Stunden nach dem Sex eingenommen werden.

HI-Viren im Blut

Die PEP, die in den HIV-Ambulanzen der Spitäler durchgeführt wird, so Harrer, sei allerdings eher die Ausnahme. Die meisten Menschen entscheiden sich für die Testvariante. Das Problem dabei: die Wartezeit. Bis das HI-Virus sich im Körper eingenistet hat und im Blut nachgewiesen werden kann, müssen zumindest 14 Tage vergehen. Dann gibt es die Möglichkeit eines PCR-Tests (Polymerase-Chain-Reaction), der die HI-Viren mit einer Aussagekraft von 98 Prozent im Blut nachweist. Kosten: zwischen 52 und 70 Euro. Als Screening-Methode eignet sich der PCR-Test allerdings nicht.

Derzeitiger Standard ist der HIV-Elisa-Test, der in Labors durchgeführt wird und auf dessen Ergebnisse man zwei bis vier Tage wartet. Neu ist ein Schnelltest der vierten Generation, der drei Wochen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr aussagekräftig ist und innerhalb von 30 Minuten ein Ergebnis anzeigt. "Der neue Determine-Test weist im Gegensatz zu den Vorgängerversionen das Antigen p-24 und Antikörper nach. Das ermöglicht drei Wochen nach Exposition den Nachweis einer HIV- Infektion direkt in der Arztpraxis oder einer anderen medizinischen Einrichtung", erklärt Christian Zagler von der Österreichischen Aids-Gesellschaft und Arzt in der HIV-Ambulanz des Otto-Wagner-Spitals. Wenn der Schnelltest reagiert, muss noch einmal Blut abgenommen werden, denn, so Zagler, ein HIV-Schnelltest wie auch der HIV-Elisa-Test können falsch positiv sein. Endgültige Gewissheit bringt ein drittes Verfahren, der Western-Blot-Test, der den positiven Screeningtest entweder bestätigt oder entkräftet. Erst nach dieser letzten Hürde im Testverfahren steht tatsächlich fest, ob eine HIV-Infektion vorliegt oder alles nur ein Fehlalarm gewesen ist.

Psychologische Begleitung

Carmen Harrer weiß, wie wichtig die Beratung der Betroffenen in Verdachtsfällen ist. "Wenn ein Test reagiert, heißt das erst einmal nicht, dass jemand tatsächlich HIV-positiv ist", sagt die Aids-Beraterin Harrer, die schon viele Male die Tücke von falsch positiven Ergebnissen erklärt hat. Eines ist jedoch klar: Die Zeit zwischen Blutabnahme und Testergebnis ist sorgenvoll. Denn erst das Ergebnis aus dem Labor zeigt, ob ein kondom- loses Abenteuer lebenslängliche Folgen hatte. (pok, DER STANDARD Printausgabe, 30.11.2009)