Tel Aviv - Einen Tag nach Ankündigung einer auf zehn Monaten befristeten Aussetzung des Siedlungsbaus im besetzten Westjordanland (Ostjerusalem ausgenommen) hat Israel den Bau von 28 öffentlichen Einrichtungen in Siedlungen genehmigt. Dazu gehörten unter anderem Schulen, die zum kommenden Schuljahr eröffnet werden sollen, heißt es in einer Erklärung von Verteidigungsminister Ehud Barak vom Freitag. Barak kündigte an, dass der Staat den von Premier Benjamin Netanyahu versprochenen zehnmonatigen Baustopp für Wohnungen im Westjordanland durchsetzen werde. Allerdings hätten alle die Verpflichtung, einen offenen und sorgfältigen Dialog mit den Siedlerführern zu führen.

Die palästinensische Führung hat das Moratorium als unzureichend zurückgewiesen. Präsident Mahmoud Abbas sagte während seiner Südamerikareise in der chilenischen Hauptstadt Santiago, Netanyahu habe die Möglichkeit gehabt, sich zwischen Frieden und Siedlungen zu entscheiden, und er habe die Siedlungen gewählt. Das Moratorium stieß auch auf Kritik bei den Siedlervereinigungen. Sie bezeichneten die Entscheidung als "ungesetzlich" und kündigten an, die Auflagen der Regierung zu ignorieren. Im Westjordanland leben nach Angaben der israelischen Statistikbehörde rund 300.000 Siedler unter rund 2,4 Millionen Palästinensern. (APA)