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Wien - Mach es zu deinem Projekt - so denken offenbar auch immer mehr Drogenheimwerker. Die Kriminaltechniker des Bundeskriminalamtes (BK) haben es immer öfter mit chemischen Substanzen zu tun, die Amateure zu Hause gepanscht haben. Experimentierfreudige Laien verschaffen auch den Brand- und Gefahrengut- ermittlern mehr Arbeit - weil die Profis entweder aufgeflogene Hobbylabors sachgemäß entsorgen oder in bereits in die Luft geflogenen Giftküchen Spuren sichern müssen. "Im Internet kursieren einfache Anleitungen ohne Gefahrenhinweise", warnt ein Chemiker.

Pro Jahr werden im Bundeskriminalamt 18.500 Suchtmittelanalysen durchgeführt, erklärte Robert Hirz, der Leiter der Kriminaltechnik, am Freitag im Rahmen einer Journalistenführung durch die heimische C.S.I.-Zentrale am Wiener Alsergrund. Genaue Analysen von bekannten Suchtmitteln, wie Cannabis, Kokain oder Heroin dauern im Schnitt zwei Wochen. Um festzustellen, welche Inhaltstoffe sich in neu aufgetauchten Tabletten befinden, kann ein Monat vergehen.

Insgesamt werden im Bundeskriminalamt im Schatten der benachbarten Müllverbrennungs- anlage Spittelau jährlich 70.000 Verbrechensspuren ausgewertet. Rund die Hälfte davon sind Fingerabdrücke von Tatorten. Bei einem weiteren Viertel handelt es sich um DNA-Spuren, der Rest sind Formspuren (Werkzeug, Bruchkanten, Reifen- und Schuhabdrücke), Materialspuren (Schussrückstände, Sprengstoffschmauch) und Ablaufspuren (Rauchgasniederschläge, Blutspuren).

Mit ihrer vier Millionen Euro teuren Ausrüstung haben die Fahnder viele spektakuläre Fälle en détail bearbeitet: von Emailspuren der Saliera über die juckreizenden Kieselalgen in Salzburger Badeseen bis hin zu den 2500 Fasern von der Grußkarte aus dem Spitzer Mon-Chéri-Mordanschlag. (Michael Simoner, DER STANDARD - Printausgabe, 28./29. November 2009)