Köln - Auch gut drei Tage nach ihrem Ausbruch aus dem Gefängnis Aachen gibt es keine heiße Spur zu den beiden als "brandgefährlich" eingestuften Schwerverbrechern. "Wir wissen nicht, wo sie sind", sagte der Sprecher zuständigen Kölner Polizei, Christoph Gilles, am Sonntagvormittag der Nachrichtenagentur AP. "Wir fahnden immer noch nach dem dunklen BMW, den sie gestern einem Essener Ehepaar abgenommen haben."
Zugleich warnte der Polizeisprecher die Bevölkerung, bei aller nötigen Aufmerksamkeit bei der Fahndung sich nicht selbst in Gefahr zu bringen: "Die beiden haben nichts zu verlieren. Sie sind nicht so nett und sympathisch, wie sie auf den Fahndungsbildern wirken. Sie sind alles andere als nett. Sie sind brandgefährlich", betonte er. Sowohl gegen den verurteilten Mörder Peter Paul Michalski als auch gegen den verurteilten Geiselgangster Michael Heckhoff war Sicherungsverwahrung verhängt worden, so dass sie auch nach Verbüßung ihrer Haftstrafen nicht auf freien Fuß gekommen wären.
Seit dem frühen Samstagabend sind die beiden in einem 5er-BMW mit dem Kennzeichen E-PS 1010 auf der Flucht. Das ältere Ehepaar, das die beiden zuvor in dessen Haus in Essen-Werden überfallen hatten, blieb laut Polizeisprecher Gilles unverletzt. Sie verständigten nach seinen Angaben bei ihren Nachbarn die Polizei, als die Ausbrecher sie freigelassen hatten.
Presseberichte, wonach die beiden Schwerverbrecher in dem Haus des Ehepaares die Nacht verbrachten oder sich von ihren Opfern stundenlang in deren Auto herumfahren ließen, bestätigte der Polizeisprecher nicht.
Die beiden Männer waren am Donnerstagabend offenbar mit Hilfe eines Justizbeamten aus der hochgesicherten Aachener Justizvollzugsanstalt ausgebrochen. Mit zwei Pistolen und je acht Schuss Munition flohen sie per Taxi nach Köln, wo sie am Freitagmorgen eine junge Frau zwangen, sie mit ihrem Auto nach Essen zu fahren. Dort verlor sich zunächst ihre Spur. Eine konzentrierte Fahndung unter anderem mit Hubschraubern und Wärmebildkameras im Essener Ausflugsgebiet Baldeneysee bis in den Freitagabend hinein brachte keinen Erfolg. Möglicherweise waren sie zu dem Zeitpunkt schon im Haus des älteren Ehepaares, mit dessen Wagen sie dann ihre Flucht fortsetzten.
Der mutmaßliche Helfer der beiden, ein 40-jähriger Justizbeamter des Aachener Gefängnisses, wurde am Samstag in Untersuchungshaft in einem anderen Bundesland genommen. Behilflich bei der Suche nach den Männern ist er nicht, vielmehr verweigert er die Aussagen, wie die Sprecherin des nordrhein-westfälischen Justizministeriums, Andrea Bögge, sagte. Ihm werden im Haftbefehl Gefangenenbefreiung im Amt und Verstoß gegen das Waffengesetz zur Last gelegt. Der Aufseher soll die beiden Männer nicht nur vorsätzlich aus dem Gefängnis herausgeschleust, sondern sie auch mit schussbereiten Dienstwaffen und Munition versorgt haben.
Ob die inzwischen mindestens fünf Menschen, mit denen die Ausbrecher seit ihrer Flucht am Donnerstagabend Kontakt hatten, also zwei Taxifahrer, eine 19-jährige Autofahrerin und eben das Essener Ehepaar, psychologisch betreut werden, konnte Polizeisprecher Gilles nicht sagen. (APA/AP)