Die neue Bescheidenheit steht der SPÖ Oberösterreich durchaus gut. Kein pompös inszenierter Parteitag, angenehm wenige monotone "Schuld ist die ÖVP"-Phrasen, dafür erstaunlich viel Selbstkritik - und selbst dem schönen Vorzeige-Roten Alfons Haider entzog man diesmal das Mikrofon und wählte für die Moderation den eigenen Nachwuchs. Allerdings gibt man nicht freiwillig klein bei. Die finanzielle Lage der Partei ist nach der Wahlschlappe desaströs, die politische mit nur mehr zwei Landesräten ein Trauerspiel. Und doch ist es wie in vielen anderen Bereichen des Lebens: Eine schwere Krise erdet und holt mitunter selbst abgehobene Parteigranden zurück auf den Boden der Tatsachen. Dort wartet bereits eine schwer verstimmte Parteibasis sehnsüchtig auf konkrete Lösungen.
Erwartungsgemäß ließen die Kritiker nach der Präsentation des Reformkonzepts "morgen.rot" nicht lange auf sich warten. Arbeitskreise, Gesprächsrunden, Projektgruppen? Und das soll der große Wurf sein? Zugegeben, ist er nicht. Aber den großen Wurf braucht es jetzt auch nicht. Es gilt nach Jahren unter dem weitgehend beratungsresistenten Erich Haider wieder einen Weg zur Basis zu finden.
Jetzt also der Stimme des kleinen Genossen mehr Gewicht zu geben ist ein durchaus kluger Schachzug. Nur mit einer wiedererlangten innerparteilichen Geschlossenheit wird der Weg aus der Krise gelingen. Verschimmeln aber die Ergebnisse der Basisreform in den Schubladen der Parteizentrale, wird dem Morgenrot rasch die Abenddämmerung folgen. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Printausgabe, 30.11.2009)