Verfechter demokratischer Grundwerte hören es nicht gerne, aber die Erfahrung der vergangenen Jahre hat es vielfach bestätigt: Eine Notenbank ist umso wirkungsvoller und erfolgreicher, je weniger sie unter politischer Kontrolle steht. Denn wenn Minister und Parlamentarier beginnen, sich in die Geldpolitik einzumischen, dann schwindet das Vertrauen der Finanzmärkte in die Inflationsbekämpfung der Notenbank. Wenn dann als Folge die langfristigen Zinsen steigen, dann leidet nicht nur der Staatshaushalt, der mehr für seine Schulden zahlen muss, sondern auch die gesamte Wirtschaft.

Deshalb hat Fed-Chef Ben Bernanke recht, wenn er sich gegen die Versuche im US-Kongress, eine Mitsprache bei der Geldpolitik zu gewinnen, vehement zur Wehr setzt. Schon jetzt ist die Unabhängigkeit der US-Notenbank weniger gut abgesichert als die der Europäischen Zentralbank. Sollten sich die Fed-Kritiker durchsetzen, dann drohen den USAhöhere Inflation, höhere Zinsen und weniger Wachstum. Das wäre auch für Europa ein Albtraumszenario.

Bessere Argumente haben jene Abgeordnete, die die Rolle der Fed bei der Bankenaufsicht einschränken wollen. Tatsächlich haben Bernanke & Co. vor dem Ausbruch der Finanzkrise viele Alarmzeichen übersehen und danach einige Fehler begangen. Aber das haben andere auch. Im Vergleich zur Börsenaufsicht SEC hat die Fed viel Umsicht bewiesen. Und die Schaffung einer völlig neuen Behörde würde das Kompetenzchaos in den USAnur weiter vergrößern.  (Eric Frey, DER STANDARD, Printausgabe, 30.11.2009)