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Der Appetit auf salzige und saure Speisen erklärt sich aus dem Mineralstoffverlust.

Foto: APA/Jörg Sarbach

Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, Übelkeit und unbändiger Durst - Wer nachts exzessiv dem Alkohol frönt, bezahlt morgens dafür mit einem kräftigen Kater. Klar gilt: Kein Alkohol, kein Katzenjammer. Aber Tatsache ist, dass nicht jeder diese Möglichkeit auch als lebbare Alternative betrachtet. Darum erörtern wir hier lieber die Frage: Wie lässt sich der Körper auf feuchtfröhliche Feste vorbereiten und wie wird man ein Alkoholisches Post-Intoxikations-Syndrom möglichst rasch wieder los?

„Der Kater ist im wesentlichen eine Frage der Dehydrierung", weiß Reinhard Haller, Leiter des KH Maria Ebene und Drogenbeauftragter der Vorarlberger Landesregierung, eine plausible Antwort auf die Frage woher der Kater eigentlich rührt. Je mehr Alkohol, umso mehr trocknet der menschliche Organismus in der Folge auch aus. Verantwortlich dafür ist Vasopressin. Das hypothalamische Hormon reguliert den Wasserhaushalt über die Nieren und sorgt im nüchternen Zustand dafür, dass Austrocknung kein Thema ist. Alkohol verhindert die Ausschüttung des antidiuretischen Hormons. Die Konsequenz daraus: Wer Alkohol in rauen Mengen konsumiert, uriniert viel und verliert außer dem kostbaren Nass noch eine Reihe wichtiger Elektrolyte. 

Acetaldehyd und Fuselöle

Damit erklärt sich das Verlangen nach viel Flüssigkeit, der Gusto auf Matjes oder Pizza und zum Teil auch der schmerzhafte Brummschädel am Morgen danach. Für drittes hat der Psychiater aus dem Ländle noch andere Ursachen anzubieten: „Verschiedene Abbauprodukte des Alkohols bereiten dem Kopf ebenfalls Schmerzen". In moderater Dosierung wird Ethanol, der Stoff den alle Welt Alkohol nennt, von zwei Leberenzymen zu Acetaldehyd und in einem weiteren Schritt zu Essigsäure abgebaut. Größeren Alkoholmengen ist die Leber nicht mehr gewachsen. Das giftige Acetaldehyd akkummuliert und macht dem zentralen Nervensystem spürbar zu schaffen. 

Nebenbei enthalten die meisten alkoholischen Getränke außer Ethanol auch noch minderwertiges Methanol. Diese Fuselöle werden in der Leber zu Formaldehyd und Ameisensäure abgebaut und verstärken das postalkoholische Drama dann noch. „Als Faustregel gilt: Je gefärbter der Alkohol, desto mehr Farb- und Zusatzstoffe enthält er und umso größer ist auch die Gefahr eines Katers", weiß Haller. Ersatzweises Konsumieren von Wodka oder Weißwein ist allerdings auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Genauso wenig wie sich die Volksweisheit: „Bier auf Wein lasse sein, Wein auf Bier rat ich dir", wissenschaftlich belegen lässt. Das Problem ist das Individuum Mensch, dessen Stoffwechsel immer auch eine ganz persönliche Angelegenheit ist.

Deftiges Essen und Aspirin

Mit einem deftigen Essen davor hat jedoch jeder die Chance auf ein halbwegs fittes Erwachen. „Der Alkohol wird an den Mageninhalt gebunden und geht daher nach einer üppigen Mahlzeit wesentlich langsamer ins Blut über", so der Vorarlberger Experte. Wasser zwischendurch mildert ebenfalls die Symptome, jedoch: „Auf den Promillegehalt im Blut hat das keinen Einfluss", ergänzt Haller. Wer aus Erfahrung bereits weiß, was ihn am nächsten morgen erwartet, darf sich laut Haller prophylaktisch beim Zubettgehen mit einem Aspirin behelfen. Das angeblich beste Mittel gegen den Schwindel: Ein Bein aus dem Bett herauszulegen und auf dem Boden „verankern". 

Reparaturseidel oder Kaffee

Wer keine Vorsorge trifft, der sucht sich am nächsten Morgen ein passendes Antikatermittel. „Das Reparaturseidel hilft nur dem der bereits süchtig nach Alkohol ist", weiß der Drogenexperte. Der Gelegenheitstrinker bringt daher besser mit Kaffee den Blutdruck wieder in die Höhe, füllt das Flüssigkeitsdefizit mit Wasser auf und bekämpft Kopfschmerzen mit einem Schmerzmittel. Rollmops und saure Gurken bringen den Elektrolythaushalt wieder auf gleich. Der Verzehr von Süßspeisen ist eher  kontraproduktiv, denn der Zucker kann durch Vergärungsprozesse den Kater eventuell noch verschlimmern. 

Alles in allem erweist sich der Kater als verzichtbarer Zustand, Haller kann ihm jedoch auch positives abgewinnen: „Es gibt Untersuchungen die besagen, dass Menschen, die mit einem starken Kater reagieren, weniger Gefahr laufen süchtig zu werden". (Regina Philipp, derStandard.at, 31.12.2009)