So oder so ähnlich werden Mouches volantes wahrgenommen

Grafik: derStandard.at/Türk

Von lebenden Würmern, Gefäßresten von der Geburt oder herumschwirrenden Zellen ist die Rede, sucht man nach "Mouches volantes" in Internetforen. Gängige Bezeichnungen sind fliegende Mücken oder floaters.

All diese Namen stehen für ein Phänomen, das wohl fast alle Menschen kennen, das aber für mache psychisch oder körperlich zum Problem wird: als schwimmende Partikel wahrgenommene Erscheinungen im Gesichtsfeld.

Verdichteter Glaskörper

Die Augenheilkunde versteht unter Mouches volantes Verdichtungen des Glaskörpers, die als herumschwebende Fäden und Tupfen wahrgenommen werden. "Mit zunehmendem Alter verflüssigt sich teilweise der Glaskörper, es kommt zu einer hinteren Glaskörperabhebung und diese Grenzschichten sind bei fast jedem Mensch sichtbar", erklärt Guido Dorner von der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie an der MedUni Wien.

Bewegt sich so eine Trübung vor der Netzhautmitte (Fovea, Anm.), nimmt der Patient dies als vorbeihuschende Mücke wahr. Das kann jeder mit einem Blick auf eine helle Wand bei guter Beleuchtung oder Sonnenlicht feststellen oder mit einen Blick in den blauen Himmel.

Nachweisbares Phänomen

Auch die Esoterik widmet sich den Mouches volantes. In einem Schweizer Buch ist von einer "erweiterten und befreienden Wahrnehmung" im Sinne einer "Bewusstseinsentwicklung" die Rede, einer "Leuchtstruktur des Bewusstseins". "Mouches volantes sind aber handfest nachweisbar und im Rahmen einer Fundusuntersuchung (Untersuchung des Augenhintergrundes, Anm.) auch erkennbar, betont Dorner.

Krankheitswert

Mouches volantes können harmlos sein, aber trotzdem subjektiv stören und daher zur Krankheit werden: "Zum Problem werden sie dann, wenn sie den Patienten im täglichen Leben beeinträchtigen", weiß Dorner. In diversen Internetforen diskutieren Patienten darüber, dass sie sich von Ärzten nicht ernst genommen fühlen. Wenn man sich sehr drauf konzentriere und nicht über die Ursache aufgeklärt ist, könne das den Patienten natürlich auch psychisch belasten.

Ernsthafte Erkrankung

Nicht immer sind die fliegenden Mücken aber organisch harmlos. Wichtig ist daher eine Abklärung beim Augenarzt, wenn das Phänomen sich verschlimmert oder anders wahrgenommen wird. Denn auch Entzündungen, Blutungen oder Netzhautleiden können solche Wahrnehmungen erzeugen. Lichtblitze, ein "Russregen" oder Schattenwahrnehmungen sind Vorboten einer Netzhautablösung - "die schlimmste Komplikation einer hinteren Glaskörperabhebung", so Dorner.

Ab 35 häufiger

Am häufigsten treten Mouches volantes im Alter zwischen 35 und 55 auf, wenn es zu natürlichen Veränderungen im Glaskörper kommt. Das Phänomen kann aber auch schon früher auftreten: "Nach einem Trauma des Augapfels, aber auch durch wiederholtes starkes Reiben kann es zu einer frühzeitigen Verflüssigung des Glaskörpers kommen", erklärt Dorner. (Marietta Türk, derStandard.at, 3.12.2009)