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Moorbäder erfreuen sich wie andere gesundheitstouristische Einrichtungen steigender Beliebtheit - Krise hin, Krise her.

Foto: APA/dpa/Jens Büttner

Auf Kur gehen bleibt angesagt, auch in Zeiten der Krise. Die Kurbetriebe selbst wollen weg vom Image "alt" und mit dem Argument der Prävention auch verstärkt jüngere Gäste ansprechen, geht aus einer Studie hervor.

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Wien - Der Gesundheitstourismus ist krisenresistent wie kaum ein anderes Segment und hat seinen Höhepunkt noch lange nicht erreicht. Das geht aus einer Studie der Tourismusberatung Kohl & Partner hervor, die private und öffentliche Gesundheitstourismusbetriebe in Österreich analysiert und mit Ergebnissen einer Befragung aus Deutschland verglichen hat. Dabei zeichnet sich ein klarer Trend ab: Die Mehrzahl der Kurbetriebe und Gesundheitszentren in Österreich will sich einen frischeren Anstrich geben und vermehrt Gäste im Alter zwischen 40 und 50 ansprechen.

"Es ist verständlich, dass die Betriebe weg wollen vom Image ‚alt‘. Das birgt aber auch Gefahren" , gibt der geschäftsführende Gesellschafter der Wien-Niederlassung von Kohl & Partner, Martin Schaffer, im Standard-Gespräch zu bedenken. "Der Wettbewerb um die Gunst der jüngeren Zielgruppe wird in den kommenden Jahren rasant zunehmen."

Nichtsdestotrotz sei die Mehrzahl der Gesundheitszentren, Kliniken, Kurzbetriebe, Medical Spas sowie Gesundheitshotels bestrebt, ihr Angebot aufzupeppen. Ziel der meisten Einrichtungen sei es, unter dem Titel "Krankheitsvorbeugung" jüngere Gäste zu gewinnen.

An Lifestyle anpassen

"Die Stellen, wo es anzusetzen gilt, sind bekannt" , sagte Schaffer. Beispielsweise müssten die Betreiber gesundheitstouristischer Einrichtungen verstärkt auf den Lifestyle der Gäste eingehen. Gut designte Zimmer mit hipper Einrichtung sowie guter Kulinarik seien ebenfalls ein Muss.

Jeder zweite Gast, der im Vorjahr ein Gesundheitszentrum oder eine ähnliche Einrichtung besuchte, war zwischen 60 und 70 Jahre alt. In Österreich gibt es zurzeit 22 spezialisierte Health-Resorts mit durchschnittlich 80 bis 100 Zimmern. Dazu kommen noch 56 Kur- und Rehabilitationskliniken. 82 Gemeinden schmücken sich mit dem Zusatz "Kurort" .

Laut einer Studie von Roland Berger zum Gesundheitsmarkt belaufen sich die privaten Gesundheitsausgaben in Österreich auf jährlich rund 13,4 Milliarden Euro; knapp 1,3 Prozent davon entfallen auf den Gesundheits- und Medizintourismus, in Summe sind es rund 170 Millionen Euro pro Jahr. Bis 2020 dürften die Ausgaben der Studie zufolge um jährlich 4,9 Prozent steigen. Die derzeitige Wirtschaftskrise sollte daran nichts nachhaltig ändern.

Was die Infrastruktur im weitesten Sinn und die Ausstattung im Besonderen betrifft, ist die Mehrzahl der Gesundheitsbetriebe in Österreich der Ansicht, gut aufgestellt zu sein. Deutsche Destinationen schätzen die Infrastruktur in ihrem Land hingegen deutlich schlechter ein. Im Vergleich zu Standardhotels zeichnen sich Anbieter gesundheitstouristischer Einrichtungen in Österreich wie in Deutschland durch eine hohe Auslastung aus. In Österreich liegt diese im Jahresdurchschnitt bei durchwegs mehr als 80 Prozent.

Hochpreisiges Angebot

Im Vergleich zum massentauglichen Produkt Wellness bleibe der Gesundheitstourismus trotz guter Wachstumschancen dennoch ein Nischenangebot. Gesundheitseinrichtungen seien personalintensiv, Ärzte teuer. Folglich sei auch das Angebot hochpreisig.

Zudem sei es so, dass in Health-Resorts derzeit fast nur in Fünf-Sterne-Häusern übernachtet werden könne. Zumindest das werde sich ändern. Schaffer: "Über kurz oder lang wird es auch vermehrt medizinische Angebote kombiniert mit Drei-Sterne-Hotels geben." (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.12.2009)