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Der gestohlene Sarg mit den sterblichen Überresten des deutsch-österreichischen Industriellen Karl-Friedrich Flick wurde am Montag zurück nach Kärnten gebracht, nachdem er über ein Jahr verschwunden gewesen war.

Foto: AP/Eggenberger

Klagenfurt - Die Leiche des 2006 verstorbenen Multimilliardärs Karl-Friedrich Flick ist wieder in Österreich. Das heimische Bundeskriminalamt (BK) bestätigte Montagnachmittag einen Bericht der "Kronen Zeitung", dass Ermittlungen der ungarischen Polizei gegen eine Bande zu dem Fahndungserfolg geführt hätten und der Sarg bei der Kärntner Exekutive sei.

"Es müssen nun noch kriminaltechnische Untersuchungen absolviert werden" , erläutert BK-Sprecher Alexander Marakovits. "So muss überprüft werden, ob es sich bei der vorgefundenen Leiche tatsächlich um die des Dr. Flick handelt." Wann diese Untersuchungen abgeschlossen sind, könne er nicht sagen.

Schweigsam ist er auch bezüglich der näheren Umstände des Falles. Keinen Kommentar gibt es zur Frage, ob österreichische Ermittler an der Aktion beteiligt waren. Ebenso wenig über den Hintergrund des Falles - ob es sich also um einen Erpressungsversuch handelt. Laut deutscher "Bild"-Zeitung habe die Polizei sechs Männer verhaftet.

Einen Punkt, den auch Jörg-Andreas Lohr, Sprecher der Familie Flick, nicht näher kommentieren will. "Wir sind die gesamte Zeit in sehr engem Kontakt mit der Polizei gestanden und wollen nun die weiteren Ermittlungen nicht stören" , gibt er sich kryptisch. Insgesamt sei die Familie aber erleichtert:"Sie sind froh, dass die Seele des Dr. Flick nun ihre Ruhe finden kann an dem Platz, an dem er bestattet werden wollte", sagt Lohr im STANDARD-Gespräch.

Unbekannter Tatzeitpunkt

Der nunmehr offenbar gelöste Fall war von Anfang an höchst mysteriös. Zunächst stand nicht einmal fest, wann der Zinnsarg aus dem kleinen Ortsfriedhof von Velden verschwunden ist. Irgendwann zwischen Mittwoch dem 12. und Freitag dem 14. November 2008 müssen die unbekannten Grabräuber aktiv geworden sein.

Lediglich dass mehrere Grabschänder im Spiel gewesen sein müssen, schien für die Polizei klar. Schließlich waren die Granitplatten, die über dem Sarkophag Flicks lagen, mehrere hundert Kilogramm schwer - die Täter beschädigten sie aber kaum. Einem aufmerksamen Zeugen fielen die kleinen Beschädigungen dennoch auf - als die Gruft geöffnet wurde, war der Sarg verschwunden.

Karl-Friedrich Flick selbst, im Oktober 2006 in Österreich gestorben, war eine nicht unumstrittene Person. Einerseits war er in eine der größten Parteispendenaffären der Bundesrepublik Deutschland verwickelt. Zwischen 1969 und 1980 spendete der Flick-Konzern 25 Millionen D-Mark (rund 13 Millionen Euro)an Politiker der CDU, der SPD und der FDP. Flick selbst wurde nicht belangt, ein Manager und zwei FPD-Minister wurden im Zusammenhang mit der Affäre letztlich wegen Steuerhinterziehung verurteilt.

Der zweite große Streitpunkt rund um Flick war seine standhafte Weigerung, Entschädigung für Zwangsarbeiter während des zweiten Weltkrieges zu leisten. Sein Vater, der bei den Nürnberger Prozessen 1947 zu sieben Jahren Haft verurteilt worden war, soll zeitweise die Hälfte der Belegschaft in seinen Werken aus Sklavenarbeitern rekrutiert haben.

Im Jahr 1985 verkaufte Karl-Friedrich Flick die Reste seines Imperiums um mehrere Milliarden Euro an die Deutsche Bank. 1990 heiratete er in dritter Ehe die Kärtnerin Ingrid Ragger, zog vier Jahre später an den Wörthersee und nahm die österreichische Staatsbürgerschaft an. Sein Erbe wird auf 5,5 bis 6,5 Milliarden Euro geschätzt. (Michael Möseneder/DER STANDARD-Printausgabe, 1.12.2009/red)