Paris - Franzkreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat Verständnis für das Nein der Schweizer zum Bau von Minaretten. Bei einem Treffen mit Parlamentariern der Regierungspartei UMP (Union für eine Präsidentschaftsmehrheit) sagte Sarkozy am Dienstagabend laut Teilnehmern, das Votum sei ein Beleg dafür, "dass die Menschen, in der Schweiz wie in Frankreich, keine Änderung ihres Landes wünschen. Sie wollen ihre Identität bewahren".
"Die Franzosen wollen keine Frauen in der Burka (Ganzkörperverhüllung, Anm.) auf den Straßen sehen, aber das heißt nicht, dass sie dem Islam gegenüber feindlich gestimmt sind", zitierte ein UMP-Abgeordneter den Präsidenten. Ein UMP-Sprecher zog indes die Notwendigkeit von Minaretten in Zweifel. "Gebetsräume sind unverzichtbar, aber braucht man Minarette auf diesen? Ich bin mir nicht sicher", sagte Dominique Paille.
Die Schweizer hatten am Sonntag mit 57,5 Prozent der Stimmen für ein verfassungsrechtliches Verbot des Minarett-Baus gestimmt. Lediglich in den französischsprachigen Kantonen der Westschweiz wurde die Initiative der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) mit knapper Mehrheit abgelehnt. Das Votum löste einen Sturm der Entrüstung in der islamischen Welt aus, auch UNO und Europarat kritisierten den Entscheid als unzulässigen Eingriff in die Religionsfreiheit. In Frankreich fordert der rechtsextreme "Front National" ebenfalls ein Referendum zum Verbot von Minaretten. Der Widerstand richtet sich konkret gegen ein Moscheebauprojekt in der elsässischen Regionalhauptstadt Straßburg. (APA)