Die Ansprüche der Kunden an die Serviceleistungen von IT-Outsourcing-Partnern steigen. Gleichzeitig nimmt der Kostendruck zu. Der Trend geht zu standardisierten Angeboten. Diesen Spagat zu meistern, ist die Herausforderung vor dem das "Second Life" des Outsourcings steht.
Outsourcing wird erwachsen
Das Auslagern von Dienstleistungen im IKT-Bereich geht in die zweite Runde. Nach der anfänglichen Euphorie in den neunziger Jahren und einem Höhepunkt zur Jahrtausendwende sind sowohl Kunden als auch Anbieter inzwischen an Erfahrungen reicher. Der Trend ist dennoch ungebrochen. Angaben des Beratungsunternehmens Pierre Audoin Consultants (PAC) zufolge sind seit 2000 die Ausgaben für In-house-Hardware um 20 Prozent gesunken. Mit IT-Dienstleistungen wird inzwischen rund ein Viertel des gesamten Umsatzes aller IKT-Geschäfte in Deutschland erwirtschaftet, stellt der deutsche Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) in seiner Präsentation zum deutschen Hightech-Markt 2009/2010 fest.
Ein wesentliches Merkmal des "Next Generation Outsourcings" (NGO) - wie diese nächste Phase in einer PAC-Studie bezeichnet wird - sei eine Standardisierung des Angebotes. Diese werde von den Kunden akzeptiert, wenn es deren Geschäftsbedürfnis nach mehr Flexibilität erfüllt. Eine Entwicklung, die auch Dr. Mathias Weber, Bereichsleiter IT-Services beim BITKOM, bestätigt: "IT-Endprodukte werden zunehmend aus standardisierten, modularen Baugruppen ,konfiguriert‘. Zur Erstellung wird ein Prozess durchlaufen, der die Leistungen aus global verteilten, internen und externen Quellen zusammenstellt."
Unterschiedliche Servicemodelle
Ein klar definiertes, gebündeltes Serviceangebot - darin liegt für T-Systems die Outsourcing-Zukunft: "Outsourcing wird zur Commodity wie Strom aus der Steckdose", sagt Max Schaffer, Direktor des Bereiches ICT Operations und Mitglied der Geschäftsleitung bei T-Systems. Dem Spagat zwischen standardisierten Modulen und individuellen Kundenanforderungen begegnen die Anbieter mit flexiblen Pay-on-Demand-Modellen und internen Hardware-Optimierungen. Vor allem mit Virtualisierungen kann die Hardware in den Rechenzentren der Dienstleister optimaler genutzt werden. Die einzelnen Kundenserver werden als virtuelle Serversysteme auf wenigen zentralen Groß-Rechnern gehostet; natürlich voneinander getrennt. Dadurch reduziert sich der Bedarf an im Outsourcing-Rechenzentrum.
Anbieter von Carrier neutralen-Rechenzentren dagegen setzen auf eine Entbündelung des Angebotes und stellen nur Hardware zur Verfügung. Für die Netzwerkanbindung zum Rechenzentrum muss der Kunde separate Verträge mit anderen Dienstleistern abschließen. „Bei uns kann der Kunde aus 60 verschiedenen Carriern auswählen, die miteinander konkurrieren. Dadurch kriegt er einen guten Preis", sagt Christian Studeny, Geschäftsführer von Interxion Österreich, einem europaweiten Anbieter von Carrier neutralen-Rechenzentren.
Outsourcing ist grün
Die Verbindung von IT und Ökologie ist in den letzten Jahren zu einem großen Thema geworden, das es vor allem derzeit schafft, die Schlagzeilen zu füllen: kurz vor der Klimakonferenz in Kopenhagen. Die Ideen sind nicht neu, aber effektiv, so wie ein Projekt in Helsinki zeigt. Dort entsteht ein neues Rechenzentrum, dessen Kühlsystem mit dem städtischen Heizungssystem verbunden ist - Ähnliches ist in der Industrie als Kraft-Wärme-Kopplung bekannt. Die Betreiber gehen davon aus, mit der Abwärme des Rechenzentrums Heizleistung für bis zu 500 Haushalte zur Verfügung stellen zu können.
Ein anderer Ansatz, den Stromverbrauch zu senken, basiert auf der Idee der Multifunktionsgeräte, mit weniger Geräten mehr Funktionen zu bieten. Was im Kleinen gilt, lässt sich auch auf große Systeme anwenden. "Outsourcing ist per se Grün. Der Kunde kann mit In-house-Lösungen nicht den Virtualisierungsgrad erreichen, den wir im Großen schaffen", sagt Schaffer von T-Systems. Hardware und andere Ressourcen möglichst effektiv mit Virtualisierungen und modernster Technologie einzusetzen, das ist auch das Ziel des neu errichteten Test-Rechenzentrum DataCenter 2020. In diesem gemeinsamen Projekt von Intel und T-Systems arbeiten zehn Mitarbeiter beider Unternehmen gemeinsam daran, die Wechselwirkung verschiedener Elemente vor allem in Hinsicht auf die Energieeffizienz zu analysieren. Die Ergebnisse sollen später für die Betriebsoptimierung aller Rechenzentren der beiden Unternehmen eingesetzt werden.
Strom sparen heißt Geld sparen
Die möglichen positiven Effekte solcher Initiativen für die Umwelt beschreibt unter anderem die Smart 2020-Studie, erstellt von McKinsey für die Climate Group, eine nicht kommerzielle Organisation mit Mitgliedern aus Politik und Unternehmen weltweit, die an Lösungen gegen den Klimawandel arbeiten. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass ein optimierter und energieeffizienter Einsatz von IKT im Bereich der Energienetze dazu beitragen kann, die weltweiten C02-Emissionen bis zum Jahr 2020 um bis zu 15 Prozent zu verringern. Die Ersparnisse für Unternehmen in allen Branchen würden über 500 Milliarden Euro betragen.
Hier wird deutlich, dass Umweltschutz kein Selbstzweck ist: Strom sparen heißt Geld sparen. Das sieht auch Isabel Richter, Bereichsleiterin Umwelt und Nachhaltigkeit beim BITKOM, als wichtigen Motor für die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen: "Unternehmen optimieren IT-Umgebungen, gestalten sie energieeffizienter und sparen dadurch unnötige operative Kosten ein. Insofern kann man schon allein durch den Kostendruck von einer ernsthaften Umsetzung sprechen." Denn beim Kostensparen treffen sich alle wieder: Anbieter und Kunden. (Markus Drenckhan, derStandard.at, 3.12.2009)