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Das Bundesheer hat nicht nur Feldspitäler, sondern auch fixe Heeresspitäler. Und mit diesen ist der Rechnungshof gar nicht zufrieden.

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Wien - Wer als Kranker gerne intensiv betreut wird, sollte rasch versuchen, zum Bundesheer zu kommen. Meint zumindest der Rechnungshof, der das Sanitätswesen der Landesverteidiger geprüft hat. Denn im besten Fall sind die Heeresspitäler in Wien, Graz und Innsbruck zu 48 Prozent ausgelastet - und selbst da liegen Patienten in den Betten, die sich im freien Leben zu Hause im eigenen Bett auskurieren würden.

Rechnet man diese Fälle weg, komme das Verteidigungsministerium selbst nur auf eine Auslastung von fünf Prozent, ist in dem Bericht zu lesen. Diese wenigen Patienten sind aber auch nicht billig, kritisiert der Rechnungshof. Die Kosten pro Patient am Tag seien zweieinhalbmal so hoch wie in einem öffentlichen Wiener Spital, meinen die Republiksprüfer.

Was vielleicht mit der Arbeitsmoral der Militärärzte zu tun hat. Im Jahr 2008, als die Prüfer das Wiener Heeresspital ins Zielfernrohr genommen hatten, hatten von 43 Medizinern gleich 21 einen Nebenjob, davon 13 eine eigene Kassenordination. Obwohl die Dienstverpflichtung bei 40 oder 41 Stunden lag. Wer so dumm war und ehrlich gearbeitet hat, wurde bestraft - bei den Journaldiensten seien "laufend die Bestimmungen des Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetzes verletzt" worden, monieren die Kontrolleure.

Die in dem Patientenmangel einen weiteren Nachteil sehen: Wegen "des geringen Patientenaufkommens in den eigenen Einrichtungen konnten die medizinischen Qualifikationen nicht erhalten" werden. Kostenlose Angebote ziviler Einrichtungen seien nicht genutzt worden.

Beim Bundesheer sieht man die Sache völlig anders. "Der Grund für die geringe Auslastung ist relativ einfach. Wir haben hauptsächlich junge Männer und Frauen, die bei einer Stellung für tauglich erklärt worden sind. In öffentlichen Krankenhäusern liegen dagegen vorwiegend ältere Menschen", sagt Michael Bauer von der Pressestelle des Verteidigungsministeriums. Der auch die Berechnungen der Kosten pro Patienten anzweifelt. Wir haben eine externe Firma für eine Untersuchung beauftragt, die zum Schluss kam, dass unsere Kosten nur ein Drittel der öffentlichen Spitälern betragen."

Dass es im Wiener Heeresspital recht relaxed zugegangen ist, streitet Bauer aber nicht ab. "Dort, wo die Vorwürfe gestimmt haben, sind bereits disziplinäre Maßnahmen gesetzt und diese Praxis abgestellt worden." Warum die Sache aber erst so spät aufflog, kann Bauer nicht wirklich erklären.

Was den Heeressprecher aber wirklich ärgert, ist der Vorwurf, dass die Weiterbildung des Personals vernachlässigt werde und dieses daher seine Qualifikation verlieren würde. "Ich weiß nicht, wie der Rechnungshof darauf kommt. Unserer Meinung nach sind alle Ausbildungen ordnungsgemäß abgelaufen, das können wir auch dokumentieren", beteuert er. (Michael Möseneder, DER STANDARD, Printausgabe, 4.12.2009)