Wohnungen, Büros, Museen, Forschungs-, Kultur- und Sozialeinrichtungen sind im Arsenal untergebracht

Foto: jus/derStandard.at

Die breiten Gänge und Grundrisse der Räume erinnern daran, dass das Arsenal als Militärgebäude geplant wurde

Foto: jus/derStandard.at

Das Heeresgeschichtliche Museum und der Funkturm sind Wahrzeichen Wiens

Foto: jus/derStandard.at

Frische Schneehauben auf strengen Ziegelmauern: Das Arsenal im dritten Wiener Gemeindebezirk versank am Wochenende wie der Rest von Wien im Schnee. Einige tapfere Familien und Hundebesitzer waren dennoch auf dem Areal des ehemaligen Militärkomplexes unterwegs, um die wenigen Sonnenstrahlen einzufangen. Früher eine Kaserne, beherbergt es heute Wohnungen für mehr als 2.000 Menschen, Büros, Museen, Forschungs-, Kultur- und Sozialeinrichtungen. Dazwischen: Viel Grün. Rundherum: Starker Verkehr. Franz Josef Maringer wohnt seit 24 Jahren im Arsenal und schätzt vor allem den Dorfcharakter: "Man kennt sich. Die Lebensqualität im Arsenal steigt vor allem durch die Sozialkontakte."

Dabei wurde die Anlage nicht für Wohnungen konzipiert. Die Räume sind rund 4,25 Meter hoch, die Grundrisse für Familien oft nicht optimal. "Wir haben mit unseren drei Töchtern zu fünft gewohnt und die Raumaufteilung durch eine Galerie und eine Wendeltreppe gelöst", erzählt Maringer. Bis 2003 war das Arsenal im Besitz der Republik, bis 1998 wurden Wohnungen hauptsächlich an Bundesbedienstete vergeben. Das führte dazu, dass das Arsenal den Ruf einer "Beamten-Hochburg" bekam.

Hochpreisprojekte

Doch das Wohnen im Arsenal verändert sich: Dafür sorgt einerseits die Nähe zu dem neuen Wiener Hauptbahnhof, der 2013 eröffnet werden soll. Andererseits ist das Arsenal Teil des Stadtentwicklungsgebiets St. Marx und Aspanggründe der Stadt Wien. Bis 2019 soll mit der U2 eine U-Bahn bis in das Arsenal fahren. Und seit Anfang 2006 sind der Anwalt Rudolf Fries und der Industrielle Walter Scherb Mehrheitseigentümer der 72.000 Quadratmeter großen Wohnanlage. "Früher wohnten hier Leute aus allen Klassen und viele Familien. Jetzt entstehen Hochpreisprojekte, die sich Normalsterbliche nicht mehr leisten können", sagt Maringer.

Ausbau und Denkmalschutz

Zuletzt sorgten Baupläne der neuen Eigentümer für Widerstand: Auf einigen denkmalgeschützten Häusern sollen Dachgeschoße ausgebaut werden. "Die Gebäude sind sehr massiv und haben Licht- und Luftschächte. Dadurch gibt es auch im Sommer immer einen leichten Luftzug. Wenn man zwei Stockwerke mit zweieinhalb Metern Raumhöhe darauf baut, geht das verloren", meint der langjährige Bewohner.

Auch aus Gründen des Klimaschutzes äußert er Bedenken: "Es sind viele Gläser geplant, das wird im Sommer heiß wie in einer Sauna und eine Klimaanlage notwendig werden." Franz Josef Maringer, der Obmann des 1990 gegründeten und 500 Mitglieder zählenden "Verein Initiative Arsenal" ist, ortet auch keinen Bedarf dafür: Denn einige Meter weiter, auf dem Areal des neuen Hauptbahnhofs, sollen in den kommenden Jahren Wohnungen für 20.000 Menschen entstehen. "Die historischen Gebäude sollten meiner Meinung nach in ihrer Gestalt erhalten bleiben. Als ich zum Beispiel vor einigen Jahren eine Sicherheitstür beantragt habe, wurde sogar diese aus Gründen des Denkmalschutzes abgelehnt", berichtet er.

Baustelle Hauptbahnhof

Seit einigen Tagen ist der ehemalige Südbahnhof nun geschlossen. Von der Baustelle komme zwar Schmutz und Lärm und während der Nacht müsse manchmal durchgearbeitet werden, besonders störe Maringer jedoch an der Baustelle die nun teilweise unterbrochenen Radwege: "Ich bin oft mit dem Rad unterwegs und fahre bis zum Karlsplatz, da ich in der Nähe arbeite. Es gibt kein gescheites Radwegkonzept. Ersatz soll es leider erst wieder in vier Jahren mit Inbetriebnahme des Hauptbahnhofes geben." (Julia Schilly, derStandard.at, 21. Dezember 2009)