In der EU sollen sich zwischen 1,9 und 3,8 Millionen Menschen ohne Aufenthaltstitel aufhalten. Das ist das Ergebnis der ersten seriösen Schätzung zum Thema. Bisher war von etwa acht Millionen irregulären MigrantInnen in der EU ausgegangen worden.
Projektkoordinatorin Anna Triandafyllidou meint, dass mangels verlässlicher Schätzungen bisher Dramatisierungen unwiderspriochen kursieren konnten. Dem sei nun ein Riegel vorgeschoben worden.
Weniger Irreguläre als früher
In den letzten Jahren gab es mehr Abgänge aus der Illegalität als Neuzugänge. Grund sind vor allem
Regularisierungsprogramme in Südeuropa und Ausreise. Außerdem hatte die EU-Erweiterung einen bedeutsamen Legalisierungseffekt,
weil EU-Bürger sich legal in anderen Ländern der Union aufhalten dürfen, selbst wenn sie keine
Arbeitserlaubnis haben.
Wie Franck Düvell vom COMPAS-Institut der Universität Oxford betont, sind die
meisten irregulären Einwohner legal eingereist, auch wenn die in den Medien kolportierten Bilder stark
überladener Flüchtlingsboote im Mittelmeer einen anderen Eindruck erwecken mögen.
Warnung vor falschen Schlüssen
Die europäische Nicht-Regierungsorganisation PICUM zeigt sich besorgt, dass sinkende Zahlen falsch
interpretiert werden könnten. PICUM setzt sich für die Grundrechte von Menschen ohne Status ein und
war Kooperationspartner im CLANDESTINO-Projekt: „Sinkende Zahlen bedeuten keinen sinkenden
Handlungsbedarf zugunsten von irregulären Migranten. Sie zeigen nur, dass Lösungen weniger schwierig
zu bewerkstelligen sind als bisher angenommen". (red, derStandard.at, 4.12.2009)