
Michael Poliza, "Antarctic - a Tribute to Life". € 98,- / 408 Seiten, teNeues-Verlag, Kempen 2009
Eine Variante ist die schockierende Dokumentation der Zerstörungen. Der aus Hamburg stammende Michael Poliza wählt bekanntermaßen einen anderen Weg: nämlich den des Bewusstmachens mittels positiver Darstellung der atemberaubenden Schönheit der Natur. Nach seinen fantastischen Fotosafaris nach Africa und den exquisiten Luftbildaufnahmen von seiner abenteuerlichen Hubschrauberreise von Europa nach Afrika in Eyes over Africa entführt uns der mit mehreren internationalen Preisen prämierte Fotograf in Antarctic in die Polarregionen. Mit seiner unnachahmlichen Mischung aus detailreichen Nahaufnahmen und cineastischen Landschaftspanoramen erschließt Michael Poliza uns die magische Welt der gefrorenen Paradiese, die von der globalen Klimaerwärmung besonders stark bedroht sind.
Fragile, bizarre und äußerst pittoreske Szenarien bietet Poliza dem Auge des Betrachters. Jenseits gängiger Klischees präsentiert er neue, unbekannte Facetten der bedrohten Fauna und Flora der Antarktis. Genannt seien beispielsweise skurril anmutende Eisbären vor der exzentrisch-surrealen Kulisse eines violetten Feldes voller Weidenröschen, Belugawale im kristallklaren Eismeer, in dem sich in vielen Nuancen von Blautönen die Polarsonne spiegelt, Albatrosse, Pinguinherden bei der Brut, Delfine, Polarfüchse, Walrosse, Seelöwen, Elche, sowie die zum größten Teil des Jahres unter der Schneedecke verborgene Pflanzenwelt: allesamt in Bildern von fantastischer Schärfe und Brillanz. Eindrucksvoll auch das beinahe monochrom wirkende Weiß der unendlich weiten Schneewüstenfelder, die bizarren Details der Eisblumen, der Schneeflocken, nicht zu vergessen die majestätischen Eisberge in facettenreicher Farb- und Formenvielfalt.
Poliza gelingt es, die fragilsten Schätze der Natur einzufangen, die sich in den bizarren Eiswelten, den urtümlichsten Landschaften unseres Planeten verbergen. Die fotografische Dokumentation ergibt in der Darstellung des Reichtums an Fauna und Flora ein episches Kaleidoskop von kontemplativer Wirkung. (Gregor Auenhammer, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 05./06.12.2009)