
Auch Nobeldesigner-Möbel fangen als Holzstück an - In der Werkstatt der Lebenshilfe Salzburg wird die von Porsche und der Fachhochschule entwickelte Produktlinie umgesetzt
Salzburg - Man kann die Integration von Menschen mit geistiger Behinderung auch so denken: qualitativ anspruchsvolle Arbeit, Herstellung hochwertiger Produkte. Aus dieser Überlegung heraus sind die Salzburger Lebenshilfe und das Design-Studio Porsche aus Zell am See (Pinzgau) eine österreichweit einzigartige Kooperation eingegangen: Designprodukte aus der Behindertenwerkstatt.
Knapp 70 Menschen mit geistiger Behinderung finden derzeit in den sieben Produktionsstätten der auf die Betreuung Behinderter spezialisierten Gemeinnützigen Gesellschaft Lebenshilfe Arbeit. Rund ein Jahr hat es gedauert, bis die Nobeldesigner aus Zell am See gemeinsam mit dem Studiengang Design & Produktmanagement der Fachhochschule Salzburg für die Behindertenwerkstätten eine neue Produktlinie entwickelt haben.
Herausgekommen sind Lampen, Spielzeug, Möbel und kleine Accessoires im typischen Porsche-Stil: puristische, zeitlos klare Linien, die der Funktionalität Vorrang einräumen. Dem Status der Edelmarke ist man bei Porsche, wo man das Projekt ohne Gegenleistung als soziales Sponsoring betreibt, treu geblieben: 1800 Euro kostet die Gartenbank "P2P Bench", auf immerhin 280 Euro kommt das Schaukelpferd "Hippo Hop". Der Preis ist aber relativ zu sehen: 320 Euro kostet die Obstschale "Wave", für deren Fertigung Albert Fritzl in der Werkstätte Tamsweg immerhin einen ganzen Monat benötigt. Der Verkaufserlös fließt direkt in die Werkstätten zurück.
Die Verbindung der exquisiten Produkte mit der Welt in den Manufakturen der Lebenshilfe gestaltet sich nicht immer ganz einfach. Die Vorgabe der Lebenshilfe lautet, dass mindestens 80 Prozent der Produktionsarbeit von Menschen mit Behinderung geleistet werden müssen. Also mussten Arbeitsgänge in Einzelschritte zerlegt und spezielle Hilfsvorrichtungen entwickelt werden.
Für die behinderten Mitarbeiter bleibt in erster Linie das Gefühl mitzuarbeiten, "wenn nützliche und schöne Sachen hergestellt werden", und einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Die Entlohnung ist bescheiden. Rund 100 Euro Taschengeld bekommen sie für ihre Arbeit, so die Sprecherin der Lebenshilfe, Claudia Tomasini.
Die Lebenshilfe, die insgesamt 700 Behinderte in Salzburg in Wohn- und Arbeitsprojekten versorgt, erhält pro Betreuungsfall vom Land eine Tagsatzzahlung. Ihre Schützlinge seien meist über Familie kranken- und unfallversichert, so Tomasini. "Einen Pensionsanspruch gibt es aber nicht, obwohl die Menschen ihr Leben lang gearbeitet haben." (Thomas Neuhold/DER STANDARD, Printausgabe, 7. Dezember 2009)