Santiago de Chile - Knapp 28 Jahre nach dem mysteriösen Tod des früheren chilenischen Präsidenten Eduardo Frei Montalva sind sechs Verdächtige festgenommen worden. Wie am Montag aus Justizkreisen verlautete, ließ der zuständige Richter vier ehemalige Ärzte und zwei mutmaßliche Helfer wegen der Vergiftung des Staatschefs festnehmen. Am Sonntag sind Präsidentenwahlen, bei denen auch Freis Sohn Eduardo für das höchste Staatsamt kandidiert.

Der Richter Alejandro Madrid erklärte zum ersten Mal, dass er inzwischen von einem Mord an dem Christdemokraten Frei Montalva ausgehe. Freis Familie verdächtigt die berüchtigte Geheimpolizei des früheren Diktators Augusto Pinochet, Dina, hinter dem Tod des Ex-Präsidenten zu stecken.

Eduardo Frei Montalva war von 1964 bis 1970 Staatsoberhaupt Chiles. Am 22. Jänner 1982 starb er unter fragwürdigen Umständen in einer Klinik in Santiago, in die er sich wegen einer eher harmlosen Leistenbruch-Operation begeben hatte. Obwohl er den Eingriff gut überstand, starb er kurz darauf an den Folgen einer sich rapide verschlimmernden Infektion. In Gewebeproben, die von Experten der belgischen Universität Gent untersucht wurden, wurden Spuren von Senfgas gefunden. Senfgas kann Infektionen beschleunigen.

2006 hatte Freis behandelnder Arzt, Augusto Larrain, öffentlich von einer "schwarzen Hand" hinter Freis Tod gesprochen. Eine "chemische Substanz von außen" habe dessen Gesundheitszustand verschlimmert. Freis Sohn Eduardo Frei Ruiz-Tagle, der selbst von 1994 bis 2000 Staatschef war, hatte 2007 Anzeige wegen Mordes erstattet und die Untersuchungen zum Tod seines Vaters angestoßen. Er kandidiert bei der Präsidentschaftswahl am kommenden Sonntag für die regierende Mitte-links-Koalition, hat aber kaum Erfolgsaussichten.

Von den sechs verdächtigen Männern sollen drei direkt für die Tat verantwortlich sein - der Militärarzt Patricio Silva als Haupttäter, der frühere zivile Armeebeschäftigt Raul Lillo und der frühere Fahrer Eduardo Freis, Luis Berrera. Der Arzt Pedro Valdivia soll an der Tat beteiligt gewesen sein. Den Ärzten Helmar Rosenberg und Sergio Gonzalez wird vorgeworfen, die Todesursache bei der Ausstellung der offiziellen Papiere nach der Autopsie verschleiert zu haben.

Frei habe Menschenrechtsverletzungen angeprangert, das habe "wahrscheinlich diese kriminelle Tat ausgelöst, die ihn das Leben kostete", sagte die amtierende Präsidentin Michelle Bachelet, die selbst während der Diktatur gefoltert wurde. (APA/AFP)