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"Sprungbrett" will Mädchen für Handwerks-, Technik- oder EDV-Lehrberufe begeistern.
"Lern was Gscheites", war früher oftmals die magere Beratung für junge Menschen, für die sich Gymnasium, gefolgt von Matura, gefolgt von Studium nicht von selbst verstand. "Was Gscheites" hieß für Mädchen meist Einzelhandel, Büro, Frisörin - etwas, das sich später mit der Familienarbeit vereinbaren lässt. Burschen schienen prädestiniert für Handwerksberufe, praktisch orientiert wurde auch die Möglichkeit eines Zuverdienstes über "Pfusch" ins Auge gefasst.
Auch wenn derart geschlechtsspezifische Zukunftsplanung noch nicht der Vergangenheit angehört, so gibt es doch mittlerweile einige Initiativen, die die diversen Berufsmöglichkeiten aufzeigen wollen. So etwa der Girls Day, der sich darum bemüht, dass junge Frauen auch Berufe für sich in Betracht ziehen, die vorwiegend von Männern ausgeübt werden, wie Handwerks-, Technik- oder EDV-Lehrberufe. Dieser Aufgabe widmet sich auch "Sprungbrett" in Wien. Seit 1987 beschäftigt sich der Verein mit den Themenbereichen Mädchen, Beruf und Zukunft und berät Mädchen und junge Frauen von 12 bis 21, die einen Schulwechsel vor sich haben, vor einer Berufsentscheidung stehen oder eine Lehrstelle suchen. Besonders sollen Mädchen dahingehend unterstützt werden, einen nicht-traditionellen Berufswunsch umzusetzen. Zum größten Teil nehmen Mädchen aus der KMS (Kooperative Mittelschule), HS, Polytechnischen Lehrgängen aber auch aus der AHS die Beratung bei Sprungbrett in Anspruch.
Einmal das Übliche, bitte
Warum sich trotz des mittlerweile erweiterten Beratungsangebotes dennoch viele Mädchen für das Übliche entscheiden und nur wenige Möglichkeiten in Betracht ziehen, hat für Susanne Gugrel von Sprungbrett viele Gründe: "Sozialisation spielt natürlich eine Rolle, aber auch, dass viele die Konkurrenz mit Burschen nicht aushalten. Ebenso glauben viele, dass 'Technik urschwer' ist und letztendlich liegt eine Ursache auch darin, dass sich Mädchen in 'nichttraditionellen Berufen' nicht willkommen fühlen und sie zudem nicht in gegenderter Sprache angesprochen werden und sich daher auch nicht angesprochen fühlen", so Gugrel auf Nachfrage von dieStandard.at auf. Für sie ist auch klar, dass sich Jahrhunderte lange Traditionen nicht in ein bis zwei Generationen umformen lassen. Um aber bei der "Umformung" doch etwas nachzuhelfen, können sich Mädchen bei Sprungbrett mit traditionellen Rollenbildern auseinandersetzen, ihre eigenen reflektieren und Neues oder Ungewohntes ausprobieren.
Der "Fähigkeitenchek" von Sprungbrett versucht beispielsweise mit einer Art Stationenparcour, den die Mädchen selbst auswählen können, verschiedene Fähigkeiten wie technisches Verständnis, logisches Denken und sprachliche Sicherheit auf "lockere Weise", so Gugrel, abzufragen. Entschließt frau sich schließlich für einen Beruf in einer "Männerdomäne", bietet Sprungbrett eine Ausbildungsbegleitung in Form von Workshops in Berufsschulen und Einzelcoachings an.
So früh wie möglich
Gefördert wird Sprungbrett seit vielen Jahren vom AMS, das somit auch die Altersklassen in Gruppenberatungen bestimmt. Zwar wurden keine Förderungen gestrichen, inhaltlich gab es kürzlich für den Verein Sprungbrett aber einige Beschränkungen. "Wir mussten die Zielgruppe der Schulgruppenberatungen auf Mädchen eingrenzen, die kurz vor der Lehrstellensuche sind (also 8. und 9. Schulstufe). Wir können bedauerlicherweise keine kostenlosen Workshops mehr für Mädchen der 6. und 7. Schulstufe anbieten", so Gugrel. Der Verein versuchte das Geld für Workshops für diese Altersklasse beim Familienministerium und bei der MA 47 aufzutreiben, aber erfolglos. "Alle wissen, dass Berufsorientierung so früh wie möglich ansetzen muss, wollen es aber nicht finanzieren", bedauert Gugrel. (beaha, dieStandard.at. 9.12.2009)