Tarragona/Wien - In der nordostspanischen Region Katalonien hat die Polizei eine aus fundamentalistischen Muslimen bestehende Bande zerschlagen, die eine angebliche Ehebrecherin nach den Gesetzen der Scharia zum Tode verurteilt hat. Neun Personen wurden festgenommen, berichtete die spanische Zeitung "El Pais" in ihrer Internetausgabe. Die Frau gab an, dass es ihr gelang ihren Henkern kurz vor der Hinrichtung zu entkommen.

Ein Untersuchungsrichter in Tarragona hielt die Aussagen der Frau für glaubwürdig und ordnete die Festnahme von den neun aus Nordwestafrika stammenden Personen an, die der ultrakonservativen islamischen Strömung des Salafismus anhängen. Ihnen wurde Freiheitsberaubung, Mordversuch und die Bildung einer illegalen Vereinigung vorgeworfen.

"Islamisches Gericht" gebildet

Die Verdächtigen, die offenbar über große Autorität innerhalb ihrer Gemeinschaft verfügen, hatten ein "islamisches Gericht" gebildet. Dieses befand, dass die Frau ihrem Gatten untreu gewesen sei und daher hingerichtet werden müsse. Auch die Familie der Frau billigte den Scharia-Prozess. Die Verurteilte wurde an einen abgelegenen Ort verschleppt. Sie konnte nach eigener Darstellung jedoch in einem unbewachten Moment fliehen und die Polizei um Hilfe bitten.

Laut "El Pais" ist der Salafismus in der katalanischen Provinz Tarragona merklich präsent. Allerdings sei bisher kein Fall von Scharia-Gerichtbarkeit bekanntgeworden, bei dem - wie in Saudi-Arabien oder Nigeria - Ehebrecher zum Tod durch Steinigung verurteilt wurden. Die Salafisten berufen sich auf die "Al-Salaf al-Salih" ("Verehrenswürdige Vorfahren"), die frühen Anhänger des Propheten Mohammed, die genau im Einklang mit dem "wahren Islam" gelebt haben sollen. (APA)