Rio de Janeiro - Brasilianische Polizeibeamte richten mutmaßliche Kriminelle nach Angaben von Menschenrechtlern regelmäßig ohne gerichtliche Grundlage hin. Ein am Dienstag veröffentlichter Bericht der Organisation Human Rights Watch (HRW) wirft der Polizei in den Bundesstaaten Rio de Janeiro und Sao Paulo "exzessive Gewalt mit tödlichen Folgen" vor.

Außergerichtliche Hinrichtungen seien keine Antwort auf Gewaltverbrechen, sagte Jose Miguel Vivanco, Direktor der Lateinamerika-Abteilung von HRW. "Die Bewohner von Rio und Sao Paulo brauchen eine effektivere Polizei, nicht mehr Gewalt durch Polizisten."

Tausend Tote

HRW untersuchte in dem Bericht 51 Fälle, in denen die Polizei vermeintliche Tatverdächtige offensichtlich hinrichtete und danach berichtete, dass die Opfer in einem Schusswechsel starben, als sie sich ihrer Verhaftung widersetzen wollten. Polizisten in Rio und Sao Paulo töten den Angaben zufolge jährlich mehr als 1000 Menschen in derartigen Zusammenstößen. Während einige dieser Tötungen legitime Formen der Selbstverteidigung seien, seien viele andere illegale Hinrichtungen.

In Brasilien werden 2014 die Fußballweltmeisterschaft und zwei Jahre später in Rio die Olympischen Spiele ausgetragen. Die alltägliche Gewalt schürt Befürchtungen, das Land könnte nicht ausreichend auf die sportlichen Großereignisse vorbereitet sein. Ein im vergangenen Monat veröffentlichter Bericht im Auftrag der Regierung von Rio de Janeiro kam zu dem Schluss, dass die Polizei in dem Bundesstaat in den vergangenen elf Jahren mehr als 10.000 Menschen getötet hat, die meisten in Elendsvierteln. Im Oktober startete die Polizei in Rio einen Großeinsatz gegen Drogenbanden, nachdem über einem Elendsviertel der Stadt ein Polizeihubschrauber abgeschossen worden war. (APA)