Wien - In der spannendsten Vorrunden-Gruppe der Champions-League, nämlich jener mit Namen F, haben sich letztlich doch die Favoriten durchgesetzt. Inter Mailand und Barcelona fixierten am Mittwoch mit Siegen am letzten Spieltag ihr Weiterkommen. Die Italiener setzten sich gegen Rubin Kasan zu Hause mit 2:0 durch, die Titelverteidiger blieben bei Dynamo Kiew mit 2:1 erfolgreich. Die weiteren noch offenen Achtelfinalplätze sicherten sich Stuttgart und Olympiakos Piräus. Lyon, Fiorentina, Sevilla und Arsenal hatten das schon zuvor erledigt. Urziceni, Kasan und Lüttich holten die noch freien Plätze in der Europa League.
In Mailand präsentierte sich Inter nicht gerade brillant, war aber gegen Russlands Meister letztlich doch Herr der Lage. Besonders schön anzuschauen das Führungstor von Eto'o (31.), insbesonders die elegante Vorbereitung per Fersler verdient Erwähnung. Der Kameruner schloss in der Folge aus kurzer Distanz trocken ab. Balotelli machte die Sache in der zweiten Halbzeit dann per Freistoß klar für die Mannschaft von Trainer Mourinho: sein Gewaltschuss aus 30 Metern flatterte ins Netz (64.). Inter hatte sich die Souveränität an diesem Abend erarbeitet.
Kiewer Blitzstart
Barcelona rannte in Kiew gut eine halbe Stunde lang einem Rückstand hinterher. Nach zwei Minuten war Dynamo durch einen Freistoß von Milewskij in Führung gegangen, Keeper Valdez machte eine traurige Figur. Der eventuell leicht abgefälschte Ball war ihm durch die Hände gerutscht. Der Schuss sollte allerdings der einzige der Gastgeber in der ersten Halbzeit bleiben. Denn das angekündigte Forechecking der Ukrainer war mit der Führung auch schon wieder passé. Barcelona kreiste den Kiewer-Strafraum ein, der Ballbesitz der katalanischen Künstler kratzte an der 80-Prozent-Marke.
Zwangläufig fiel für die im unwirtlichen ukrainischen Herbst mit langen Unterhosen angetretenen Barcelonesen der Ausgleich. Abidal bediente nach Messis Vorlage den in den Strafraum stürmenden Xavi, der mühelos das 1:1 über die Linie rutschte (33.) - vermutlich aus hauchdünner Abseitsposition. Nach der Pause tat sich nicht wirklich viel. Kiew hatte den Glauben an seine Aussichten etwas verloren, Barca tat nur noch das Notwendigste zur Spielkontrolle. In der 86. Minute sorgte Messi dann mit einem präzisen Freistoß für das 2:1 und zerstörte damit auch die Europa-League-Träume von Kiew.
Gross-Effekt
Die Stuttgarter wollten sich im Heimspiel gegen Unirea Urziceni, das für den Aufstieg gewonnen werden wollte, dem neuen Trainer Christian Gross offenbar von ihrer besten Seite zeigen. Nach elf Minuten stand es 3:0 und die Partie war entschieden. Marica brachte den VfB gegen seine Landsleute per Kopf schon in der fünften Minute in Führung, Träsch nach einem Konter (8.) und Pogrebnjak (11.) legten nach.
Nach der Pause gelang Urziceni nach einem schweren Abwehrfehler in der 46. Minute durch Antonio Semedo das 1:3, die weiter überlegenen Schwaben spielten die Partie aber ungefährdet nach Hause. Damit war Platz zwei in Gruppe G unter Dach und Fach. Tabellenführer Sevilla setzte sich gegen nach wie vor schwache Glasgow Rangers dank eines Elfmeter-Treffers von Kanoute (8.) mit 1:0 durch. Es hätte höher enden können.
In Gruppe E, in der die Achtelfinal-Tickets schon vergeben waren, ging es im Fernduell zwischen Lyon und Florenz um den Gruppensieg. Diesen sicherte sich Florenz dank eines prestigeträchtigen Erfolges in Liverpool. Gilardino schloss bei strömendem Regen einen fulminanten Angriff in der 92. Minute perfekt ab, Lyon half auch ein 4:0-Kantersieg gegen die überforderten Ungarn aus Debrecen nichts. Die Bilanz der italienischen Viola sieht sehr gut aus: fünf Siegen in der Gruppenphase steht nur eine Niederlage im ersten Spiel bei Olympique gegenüber. Und die ist ja schon fast nicht mehr wahr. Bei Liverpool stand Alberto Aquilani gegen seine Landsleute erstmals seit seinem Wechsel von AS Roma im August in der Startelf, sein Debüt verlief unauffällig.
Geschichtsträchtiger Bolat, Arsènes Kindergarten
Die elektrisierendste Szene spielte sich an diesem Abend im Lütticher Sclessin ab. Standard lag gegen AZ Alkmaar in der Nachspielzeit immer noch 0:1 zurück, Platz vier in Gruppe H und damit das Ende der europäischen Kampagne drohte. Dann wuchtete Tormann Sinan Bolat in Minute 95 nach einem Freistoß den Ball per Kopf in perfekter Manier ins Netz und sicherte dem belgischen Meister so den Übergang in die Europa League. Abpfiff, Jubel. Unverdient war's nicht, hatte Standard doch in der ersten Halbzeit bei zwei Aluminiumtreffern Pech gehabt. Bolat steht nun als erster Tormann, dem in der Champions League aus dem Spiel heraus ein Tor gelungen ist, in den Geschichtsbüchern.
Olympiakos Piräus sicherte sich mit einem 1:0 im Heimspiel gegen den unumstrittenen Tabellenführer Arsenal Rang zwei. Leonardo sorgte kurz nach der Pause (47.) für das einzige Tor des recht faden Treffs. Arsenal-Boss Wenger hatte nicht weniger als acht Mann seiner Stammformation geschont, das grenzt in seiner mangelnden Wertschätzung des Wettbewerbs beinahe an Unsportlichkeit. Das Durchschnittsalter seines Teams betrug 21 Jahre und 215 Tage, auch das ein Rekord in der Champions League. Bisher hatte diesen mit 21 Jahre und 355 Tagen die Ajax-Mannschaft aus 2003 gehalten. Offensiv zogen sich die Londoner durchaus ansehnlich aus der Affäre, die Abwehr wirkte bei Olympiakos-Kontern jedoch anfällig. (rob/APA)