Wien/ Den Haag - 221 enttarnte Kinderpornokonsumenten, davon 115, die festgenommen wurden: Von Österreich ausgehend wurde ein international agierender Kinderpornoring zerschlagen. Bei den gemeinsam mit der europäischen Polizeibehörde Europol durchgeführten Ermittlungen in 18 EU-Staaten und Kanada zeigte sich auch, wie groß das Interesse an den einschlägigen Bildern ist.

110.000-mal wurden die Seiten mit den über 9000 Bildern aufgerufen - innerhalb von 36 Stunden, wie die entsetzten Ermittler feststellen mussten. "Die Daten lagerten auf den Servern eines Studenten, der Internet-Anschlüsse herstellt. Als der Mann die Bilder bemerkte, wandte er sich an uns" , sagt Alexander Marakovits, Sprecher des Bundeskriminalamtes (BK). "Gesichert waren die Bilder nicht, jeder, der im Internet gesurft ist und danach gesucht hat, konnte sie finden."

12-jähriges Opfer in Vorarlberg

Die BK-Ermittler legten sich auf die virtuelle Lauer und sammelten IP-Adressen. Innerhalb von zwei Jahren wurden schließlich in Österreich 23 Konsumenten entdeckt, mit neun Verdächtigen stammt die Mehrheit aus Wien. Zwei Vorarlberger haben darüber hinaus selbst kinderpornografisches Material hergestellt und sind dafür bereits vor Gericht gestanden. Ein 62-jähriger Arbeitsloser hatte eine 17-Jährige fotografiert und sie dafür bezahlt - und einen Modellvertrag versprochen. Statt in der Welt der Mode landete das Mädchen aber nackt im Internet. Ein 59 Jahre alter Beschäftigungsloser soll eine 12-Jährige zwei Jahre lang missbraucht haben.

Insgesamt wurden europaweit fünf missbrauchte Kinder zwischen vier und zwölf Jahren bei der "Operation Typhon" (nach dem mythologischen Ungeheuer, Anm.) entdeckt, berichtet Europol. Unter den Festgenommenen fanden sich Vertreter aller Berufe, auch Lehrer und Kinderbetreuer gehören dazu, berichtet die EU-Behörde, die der nationalen Exekutive vor allem bei der Analyse der großen Datenmengen hilft. Auch deren Arbeit zeigt den Umfang des Problems: Bereits 23 vergleichbare Operationen wurden in den vergangenen Jahren in der Zentrale in Den Haag betreut.
 (Michael Möseneder, DER STANDARD - Printausgabe, 11. Dezember 2009)