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In einem geradezu unglaublichen Tempo hat Google in den letzten Tagen neue - oder stark verbesserte - Produkte auf den Markt gebracht. Unter all die technische Begeisterung über die Innovationsfähigkeit des Unternehmens mischt sich aber auch die zunehmende Sorge über die Allmacht des Konzerns: All zu viele Fäden laufen mittlerweile auf den Servern von Google zusammen, so dass - zumindest theoretisch - ein recht vollständiges Bild über die Online-Aktivitäten und die Vorlieben der Internet-NutzerInnen erstellt werden könnte.

Interview

Insofern ist die Wahrung der Privatsphäre ein Thema, zu dem man sich beim Softwarehersteller in der Vergangenheit nur äußerst vorsichtig geäußert hat. Ausgerechnet Google-Chef Eric Schmidt spielt nun aber den sprichwörtlichen "Elefant im Porzellanladen" und sorgt mit einem aktuellen Interview für einen regelrechten Sturm der Empörung.

Nichts zu verbergen?

"Wenn Sie etwas tun, was niemand wissen sollte, sollten Sie es lieber gleich bleiben lassen", antwortet Schmidt dem US-Fernsehsender NBC auf eine Frage zum Thema Privatsphäre und Google. Im Nachsatz verweist er dann noch darauf, dass man durch US-Gesetze dazu verpflichtet sei, Informationen über Suchanfragen eine zeitlang zu speichern.

Bei solchen Aussagen kann es nicht weiter verwundern, dass Bürgerrechtsorganisationen wie die Electronic Frontier Foundation (EFF) scharfe Kritik üben. Für den Chef eines Unternehmens, das sich sonst gerne rühmt, äußersten Wert auf die Wahrung der Privatsphäre zu legen, sei eine derartige Naivität in so sensiblen Fragen geradezu erschreckend. Das Recht auf Privatsphäre habe nichts damit zu tun, ob man etwas zu verstecken habe oder nicht, es sei ein grundlegendes Menschenrecht, sekundiert Sicherheitsexperte Bruce Schneier.

Mozilla

Die deutlichsten Worte findet allerdings Mozillas "Director of Community Development" Asa Dotzler: In einem kurzen Blog-Posting, rät er den Firefox-NutzerInnen zum Umstieg auf Microsofts Suchmaschine Bing. Diese habe schlicht eine bessere Privacy-Policy als Google.

Abhängigkeit

Eine Aussage, die freilich etwas delikater Natur ist, ist Mozillas finanzielles Auskommen doch weiterhin primär von den Zahlungen Googles abhängig. Umgekehrt haben sich in den letzten Monaten deutliche Spannungen in dem Verhältnis Mozillas zu Google gebildet, wohl nicht zuletzt durch die direkte Konkurrenz im Browser-Bereich getrieben. Ob diese Animositäten eine Motivation für die Aussagen Dotzlers sind, oder dieser sie trotz des Naheverhältnisses getätigt hat, bleibt schlussendlich der Einschätzung der LeserInnen überlassen. (apo, derStandard.at, 11.12.09)