Aussitzen. Die deutsche Bundesregierung bzw. die Bundesländer haben auf die Studentenproteste reagiert und den Hauptkritik-Punkt, die Bologna-Studienordnung, reformiert. Sie haben auch Hörsäle polizeilich räumen lassen, aber immerhin sind sie den Studentenbeschwerden in der Substanz entgegengekommen. Österreich sitzt aus. Die Regierung tut im Kernbereich - Reform des Verschulungstudiums "Bologna" nichts. Sie räumt auch nicht, aber nur, weil sich die Rektoren zu Recht dagegen wehren.

Die Koalition will aussitzen. Das wird schiefgehen, denn auch bei den Studenten haben die Aussitzer offenbar das Sagen. Die Lektüre der Presseaussendungen der Besetzervertreter vermittelt den unabweisbaren Eindruck, dass Sektierer mit einer diffusen Agenda endgültig die Macht übernommen haben. Wo das noch legitime Vertretung ist und wo die Anmaßung von Fraktionierern, Taktierern, Gremien-Dominierern anfängt, ist nicht mehr ganz klar auszumachen. Der Plan scheint zu sein, im Audimax eine permanente Gegenwelt einzurichten. Das hat aber nichts mehr mit "Bologna" und mit den Interessen der Studierenden zu tun. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 12.12.2009)