Christian Brey bei der Darstellung von Jahrhundertflut, Jahrhundertsommer und Tsunami

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Minarett-Adventkranz oder ein zünftiger Demjanjuk-Rollstuhl-Tanz (sinnbildlich auf der Nase der Justiz): Harald Schmidt weiß, wie's geht. Aber der Late-Night-Talker macht auch das, was er eigentlich nicht kann. Und selbst das ist noch gut.

Am Donnerstag ließ er zum Beispiel seine leptosomen Arme über einen Steinway gleiten - seinen Gast, die Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter, begleitend. Auch das Regieführen (siehe Seite 25) geht ihm von der Hand. Und wie er graziös mit dem nach Peter Scholl-Latour benannten "Schwamm der Geschichte" so manches Vergangenheits-Hoppala wegwischte, war ebenso vollendet.

Noch mehr Körpergefühl hat einzig Schmidts neuer Mitarbeiter Christian Brey. Im neuen Sendungskonzept (nach Oliver Pochers Abgang), das großen Wert auf die Wirkkraft darstellender Kunst legt, ist Brey der Pantomimus vom Dienst. "Christian Brey tanzt Frank Walter Steinmeier" war ein im Klappstuhl errungener erster Erfolg im September. Diesmal wurde es komplizierter.

Es galt die "eindrucksvollsten Momente der Nullerjahre" pantomimisch darzustellen. Und weil das zu Ende gehende Jahrzehnt bekanntlich mit einer Krise zusammenfällt, war es ratsam, dabei sparsam vorzugehen.

Christian Brey im hautengen schwarzen Bodysuit (und mit weißen Patschen) blickt uns mit geweiteten Augen an und schüttet sich für die Jahre 2001 bis 2004 ein Glas Wasser ins Gesicht. Und erledigt damit die Jahre von Jahrhundertflut, Jahrhundertsommer und Tsunami in einem - tja - Aufwischen. Das sollten sich Boni-Empfänger anno 2009 ganz klar zum Vorbild nehmen. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD; Printausgabe, 12./13.12.2009)