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Vom Bassena-Tratsch zum Status-Update

Basena und Stammtisch, das waren die Orte an denen sich unsere Eltern und Großeltern zwischendurch und nach der Arbeit getroffen haben um Tratsch und Neuigkeiten auszutauschen. Heute halten wir mir Verwandtschaft, Kollegen und Freundeskreis über das Web Kontakt. Rund um den Globus wurden soziale Netzwerke gesponnen in denen Menschen mitteilen, was sie gerade bewegt, Fotos veröffentlichen, sich zu Gruppen verschiedenster Interessen zusammenschließen oder nach alten und neuen Freunden suchen.

Kein neues Phänomen

Neu sind die Social Networks nicht. Schon in den 90ern gab es Websites, deren Ziel es war über Foren und Chats Menschen mit Gemeinsamkeiten zusammenzuführen. Mit dem Aufkommen neuer Web-Technologien in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts, die auch unter dem Schlagwort Web 2.0 zusammengefasst werden, haben sich die Netzgemeinschaften jedoch rasant weiterentwickelt. Die Netze haben auch längst den Sprung vom Computer auf das Handy geschafft. Zugang zur Community ist jederzeit und allenorts gefragt. 64 Prozent aller Internet-User haben laut einer Studie von Universal McCann ein Profil in einem sozialen Netzwerk, in Österreich sind es immerhin schon 59 Prozent. 30 Prozent der User geben an, die Plattformen auch beruflich zu nutzen. In Österreich tun das 18 Prozent.

Jenseits von Facebook

Social Networks - da denkt hierzulande jeder sofort an Facebook, MySpace, studiVZ oder Xing. Aber das Web hat mittlerweile eine Fülle von Communitys hervorgebracht. Sei es, um eines gemeinsamen Hobbys zu fröhnen, sich für wohltätige Projekte zu engagieren oder berufliche Kontakte zu knüpfen.

Foto: AP/ Bruns

Facebook

Das wohl bekannteste Netzwerk ist Facebook, 2004 von den damaligen Harvard-Studenten Mark Zuckerberg (CEO), Chris Hughes, Dustin Moskovitz und Eduardo Saverin gegründet. Anfangs nur auf die eigene Uni beschränkt, expadierte es bald über die Grenzen der Alma Mater hinaus und hatte bereits Ende 2004 rund eine Million aktive Nutzer. Mittlerweile zählt Facebook über 300 Millionen User. 

500 Millionen Dollar Umsatz

Die Möglichkeiten Fotos und Videos hochzuladen, Statusupdates in Echtzeit zu veröffentlichen sowie diverse Anwendungen und Spiele zu nutzen, macht das Netzwerk zu einer extrem vielseitigen Plattform, das hat auch die Werbewirtschaft erkannt. Das Unternehmen geht davon aus 2009 einen Umsatz von 500 Millionen US-Dollar zu erwirtschaften, eine Steigerung von 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Screenshot: red

StudiVZ

Die Community StudiVZ gilt als das deutsche Facebook, weshalb die Deutschen auch mit Plagiatsvorwürfen seitens Facebook zu kämpfen hatten und dem US-Vorbild eine Entschädigungssumme in nicht genannter Höhe zahlen mussten. Wie auch immer, StudiVZ weiß seine eigene Erfolgs-Story mit rund 15 Millionen registrierten Nutzern vorzuweisen. 

Für Uni und Schule

Das 2005 gegründete Netz, das sich ebenfalls über Werbung finanziert, hat es sich zur Aufgabe gemacht Studenten und Schüler im Web zusammenzubringen, alte Freunde wieder ausfindig zu machen und Platz für Fotos, Tratsch und Interessensgemeinschaften zu bieten. Ansprechen will man damit ein jüngeres Publikum. In den vergangenen Wochen stand StudiVZ etwa ganz im Zeichen von Informationen zur deutschen Bundestagswahl für Jungwähler.

Screenshot: red

MySpace

Die 2003 aus einem Dienst für Online-Speicher hervorgangene Seite MySpace galt vor dem Aufstieg von Facebook als das soziale Netzwerk schlechthin. 2005 war das Netzwerk für 580 Millionen Dollar an Medienmogul Rupert Murdoch verkauft worden.

Musik

Während die Seite zwar für jeden User die Möglichkeit bietet, sich für Interessen und Freundschaften ein Plätzchen zu sichern, liegt der Schwerpunkt der Seite auf Musik. Mit MySpace Records wurde 2006  ein eigenes Musik-Label gegründet. Ende 2008 ging in den USA der Musikdienst der Seite an den Start. Im August hat MySpace zudem den Dienst iLike übernommen, über den User Musikpräferenzen austauschen können. Mit den Entertainment-Features will man sich gegen Konkurrenten Facebook behaupten.

Screenshot: red

Twitter

Der Microblog Twitter mag zwar keine Community-Features wie Facebook beherbergen, als einen den wichtigsten Vertreter der sozialen Medien im Allgemeinen sollte der Dienst aber auch hier nicht unerwähnt bleiben. Immerhin formen sich unter den Followern auch in gewisser Weise Gemeinschaften und die Echtzeitupdates sind auf Facebook und Co wichtiger Bestandteil des Angebot.

Mit 140 Zeichen zum Shooting Star

Twitter in der heutigen Form ging 2007 an den Start und hat seither eine rasante Entwicklung vorgelegt. Die Idee dahinter ist, den Web-Usern eine Möglichkeit zu bieten kurze Nachrichten (max. 140 Zeichen) in Echtzeit ins Web zu verschicken, wo sie dann von allen interessierten Personen gelesen werden können. Der Twitter-Feed plätschert zwar öffentlich ins Web, User können sich aber ein persönliches Portfolio anderer Twitter-Nutzer zulegen. 

Geschäftsmodell gesucht

Auf Twitter tummeln sich mittlerweile Prominente, Unternehmen, Künstler und Journalisten um mit Kunden, Kollegen, Fans oder Lesern in direkten Kontakt zu treten. Insgesamt zählt die Seite rund 22 Millionen registrierte User und im August 55 Millionen Besucher. Geld machen die Gründer Biz Stone und Evan Williams damit allerdings noch nicht, denn ein Geschäftsmodell fehlt bislang noch - Werbung und Premiumdienste stehen etwa zur Diskussion. Dann wird sich auch zeigen, ob Twitter als Ikarus bald weder gen Boden segelt, oder weiterhin zu den high flyern gehört.

Screenshot: red

Xing

Stehen bei MySpace die Musik und bei Facebook der Freundeskreis im Mittelpunkt, geht es bei Xing - übrigens "Crossing" ausgesprochen - um Business-Kontakte. Die Seite, die bis 2006 noch OpenBC hieß, beherbergt über acht Millionen Nutzer - Geschäftsleute und Berufstätige, wie es auf der Homepage heißt. Mit Expertengruppen und Networking-Events versucht man Jobsuchende und Jobanbieter zusammenzuführen. 

Profi-Features

Nutzer können ihren Lebenslauf anlegen und in einem eher nüchternen Layout ihre Interessen und Vorzüge präsentieren. Zudem können beispielsweise Meetings organisiert und Adressen verwaltet werden. Nach Angaben von Xing sollen alleine in Deutschland rund 70.000 Personalmanager aktiv sein. Das Netzwerk kann als Basis-Dienst kostenlos genutzt werden. Für erweiterte Services gibt es eine kostenpflichtige Mitgliedschaft. Im ersten Halbjahr 2009 hat das Unternehmen damit und mit Werbung einen Umsatz von 21,54 Millionen Euro erwirtschaftet - 35 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Screenshot: red

LinkedIn

Auch LinkedIn hat sich der Pflege von Business-Kontakten verschrieben. Das 2003 gegründete Netzwerk hat nach eigenen Angaben über 45 Millionen Mitglieder in über 200 Ländern. Manager aller Fortune-500-Unternehmen sollen Profile auf LinkedIn haben, rühmen sich die Betreiber. 

Premium-Accounts

Wie bei Xing kann der Basis-Dienst gratis genutzt werden. Premium-Mitgliedschaften mit verschiedenen zusätzlichen Services und Features gibt es um 25, 50 und 500 Dollar pro Monat. Für monatlich 500 Dollar etwa können Nutzer 40 Vorstellungsanfragen und 50 Mails pro Monat senden oder 25 Ordner im Profil-Organizer nutzen. Seit Februar steht LinkedIn auch in deutsche Sprache zur Verfügung.

Screenshot: red

Bebo

Bebo wurde 2005 gegründet und ist seit Teil des AOL People Networks. Der Konzern Time Warner hat das Netzwerk für rund 850 Millionen Dollar gekauft. "Bebo ist Gemeinschaft, Selbstdarstellung und Unterhaltung in einem", heißt es auf der Website. Nutzer können Fotos, Videos und Texte mit anderen Mitgliedern teilen.

Lifestreams

Über die Inbox trudeln Updates von Gmail, Yahoo Mail und AOL Mail ein. Außerdem können Bebo-User Updates ihrer Freunde und Bekannten von Facebook, MySpace, YouTube, Flickr, Twitter und Delicious empfangen. Bebo konkurriert vor allem mit MySpace und lässt Nutzern ebenfalls die Wahl, das Layout ihrers Profils nach eigenen Vorstellungen anzupassen. Die Nutzer, die man auf Bebo antrifft, sind im Durchschnitt jünger als auf Facebook oder den Business-Seiten Xing und LinkedIn.

Screenshot: red

Second Life

Etwas leiser ist es in den vergangenen Jahren um Second Life geworden. Die virtuelle Welt war nach dem Start im Jahr 2003 von Medien und Unternehmen enorm gehypt worden. Von der Zukunft der Online-Kommunikation und des Shoppings mit Avataren in virtuellen Räumen war die Rede, mehrere Unternehmen und Organisationen richtete sich im "zweiten Leben" ein und stellen eigens Mitarbeiter für die Pixel-Parallelwelt ein. Der Hype ist schnell abgeflacht, doch die Welt ist anders als man vermuten möchte nicht verwaist. 

Es lebt

Bislang haben die SL-Bewohner nach Angaben des Betreibers Linden Lab über eine Milliarde Dollar untereinander umgesetzt und insgesamt bereits mehr als eine Milliarden Stunden in der virtuellen Welt verbracht. Pro Jahr nehmen die Nutzungstunden um 33 Prozent zu. Pro Sekunden werden 1.240 Textnachrichten verschickt. Das Second Life existiert weiter, auch abseits enthusiatischer Medienberichte. Aktuelle Attraktion ist das virtuelle Oktoberfest von echt-muenchen.de.

Screenshot: echt-muenchen.de

Habbo

Im Gegensatz zu Second Life ist die Welt Habbo für Kinder erschaffen worden. Die Grafik ist deutlich kindlicher, ebenso wie die Attraktionen. Das Oktoberfest wird aber auch in der Habbo-Welt zelebriert. 

Für Kids

Die über 135 Millionen User von Habbo sind durchschnittlich zwischen 12 und 16 Jahren alt. Nutzer können ihren eigenen Avatar und Raum basteln und sich mit Freunden zum Spielen und Plaudern treffen. Das Anlegen eines Accounts ist kostenlos, wie in Second Life können Nutzer aber Premium-Content wie Möbel über eine kostenpflichtige Mitgliedschaft erwerben.

Aufsichtspersonen

Moderatoren überwachen die Welt 24 Stunden am Tag. Kinder können über einen speziellen Button Kontakt zu Aufsichtspersonen aufnehmen. Im Chat werden bestimmte Ausdrücke ausgefiltert. Wer diesen Regeln zuwider handelt wird ausgesperrt.

Screenshot: red

Shelfari

Soziale Netzwerke gibt es nicht nur zur allgemeinen Kommunikation unter Freunden, sondern auch zu ganz speziellen Themenbereichen. Shelfari etwa hat für Leseratten virtuelle Bücherregale aufgestellt, in denen man die persönliche Büchersammlung oder auch nur die Lieblingswerke präsentieren kann. Bücher können bewertet und diskutiert werden.

Von Amazon übernommen

Die Seite wurde 2006 geegründet und 2008 - nach einer Investition von einer Million Dollar - von Amazon schließlich ganz übernommen. Die Bücher können direkt über Amazon bestellt werden. Den Dienst gibt es auch als MySpace- und Facebook-Applikation. Die aktivsten Mitglieder schreiben täglich Dutzende Reviews.

Screenshot: red

Wakoopa

Auf der Plattform Wakoopa dreht sich alles um Games und Software. Nutzer können anslysieren, wie oft sie welche Programme sie verwenden und diese Informationen mit anderen Usern teilen. Die Liste wird alle 15 Minuten automatisch an das Online-Profil geschickt. Eine Trend-Liste auf der Seite zeigt an, welche Anwendungen von allen Mitgliedern am häufigsten genutzt werden und welche Nutzer gerade welche Software im Einsatz haben. Gegründet wurde Wakoopa 2007 von den beiden Entwicklern Wouter Broekhof und Rober Gaal.

 

Screenshot: Wakoopa

Travellerspoint

Travellerspoint, eine von zahlreichen Communitys für Reisende, existiert bereits seit 2002. Nutzer können auf der Seite Reisen planen und ihre Erfahrungen mit anderen Weltenbummlern teilen. Dazu stehen auf der Website verschiedene Tools wie Blogs, ein Travel Guide, Fotogalerien, die Suche nach Hotels oder die Erstellung von persönlichen Karten zur Verfügung. Die Seite kann in verschiedenen Sprachen genutzt werden.

Screenshot: red

OneClimate

Das Netzwerk OneClimate wurde 2007 von der Initiative OneWorld UK gestartet und hat es sich als Non-Profit-Organisation zum Ziel gesetzt, moderne Medien zu nutzen um eine saubere und nachhaltige Welt zu erschaffen. Die Seite hatte mit der Initiative "Virtual Bali" während der UN-Klimakonferenz 2007 die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen. 

Aktivitäten

Auf einer Karte können Statusinformationen von Mitgliedern sowie News und Events in der näheren Umgebung und weltweit abgelesen werden. Auf den Profilseiten der User wird angezeigt, werden beispielsweise verschiedene Aktionen angezeigt. User können ihren CO2-Footprint erstellen und mit anderen teilen.

Screenshot: red

MyHeritage

MyHeritage ist eine von zahllosen Genealogie-Seiten, auf denen Personen zusammen mit anderen Familienmitgliedern einen eigenen Stammbaum anlegen können. Über die Seite lassen sich auch Fotos tauschen und Ahnenforschung betreiben.

Spaß-Tools

Die Betreiber der Seite - selbst Hobby-Genealogen - haben auch ein paar Unterhaltungsfeatueres integriert. So kann man beispielsweise ein Foto von sich hochladen und auswerten lassen, welchem Prominenten man ähnlich sieht oder die Fotos von zwei Personen morphen. Die 2003 gegründete Seite ist mittlweile in über 30 Sprachen verfügbar.

Screenshot: red

Epernicus

Eine professionelle Plattform für die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern ist auf Epernicus.com zu finden. Das Netzwerk wurde 2007 an der Uni von Cambridge gegründet. Nutzer können Profile mit ihrer wissenschaftlichen Laufbahn anlegen, mit aktuellen und ehemaligen Kollegen in Verbindung treten und Kontakt zu Experten suchen. 

Geschlossene Netzwerke

Die Mitgliedschaft ist kostenlos, im Netzwerk sind jedoch vor allem Mitglieder der US-Universitäten vertreten. Epernicus bietet seit Anfang September zudem für Unternehmen geschlossene soziale Netzwerke an.

Dutzende Netzwerke

Eine vollständige Aufzählung aller Netzwerke, so weit sich der Begriff fassen lässt, ist unmöglich - Hunderte sind es schon geworden. Laufend spinnen neue offene oder geschlossene Communitys ihre Fäden um den virtuellen Globus. Wikipedia hat eine Liste mit einigen der wichtigsten und interessantesten Social Networks erstellt. Denn das Praktische an der virtuellen Communitys ist: man muss sich nicht vierteilen um mit Kollegen, Familie oder Freunden Kontakt zu halten. (Birgit Riegler/ derStandard.at, 30. September 2009) 

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