Mit rund 153.600 Megawattstunden Strom entspricht der jährliche Energiebedarf des Wiener AKH im Jahr einer mittleren 60.000-Einwohner-Stadt.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

7,5 Kilometer lang ist Streckennetz, auf dem mit rund 750 Containern bis zu 3.000 Transporte pro Tag abgewickelt werden.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Einmal im Jahr wird die Stromverbindung zum Neuen Wiener AKH im Stellwerk Michelbeuern völlig gekappt. Dann muss es schnell gehen: "Innerhalb von 13 Sekunden werden bei diesem einstündigen Test alle Notstrom-Aggregate auf jene Leistung hochgefahren, die das Krankenhaus braucht", erklärt Jörg Simonitsch, stellvertretender technischer Direktor des AKH. Mehrere Backup-Systeme sorgen dafür, dass die Umstellung auf den Notstrom-Betrieb für Patienten, Personal und Besucher komplikationslos bleibt. Die Leistung, die von insgesamt fünf Diesel-Generatoren erbracht wird, ist enorm. 153.600 Megawattstunden Strom hat Österreichs größtes Krankenhaus im Vorjahr gebraucht. Vergleichbar ist dieser Strombedarf mit dem einer 60.000-Einwohnerstadt wie Wels.

Die komplexe Infrastruktur, die einen reibungslosen Spitalsalltag garantiert, bleibt der Öffentlichkeit weitgehend verborgen. So findet sich ein großer Teil der technischen Einrichtungen in den unteren Ebenen des Krankenhauses. Hier stehen auch die Treibstoff-Quellen für die Notstrom-Aggregate: zwei Diesel-Tanks mit einem Fassungsvermögen von je 100.000 Litern, wie sie sonst auf Kreuzfahrtschiffen üblich sind. 5.000 Liter pro Stunde benötigen die Generatoren, die einzeln jeden Monat einen Testbetrieb absolvieren müssen. Der dabei produzierte Strom wird direkt in das Netz des AKH eingespeist und spart Strom, der sonst vom Netz bezogen werden müsste.

Die meiste Energie benötigt das Krankenhaus aber nicht in Form von Strom, sondern als Fernwärme. Die Müllverbrennungsanlage Spittelau wurde einst eigens an ihrem nur zwei Kilometer entfernten Standort errichtet, um Wärme für das Neue AKH zu liefern. Rund 190.000 Megawattstunden werden es in diesem Jahr sein. Wie bei Strom und Wasser ist jedoch die Tendenz beim Verbrauch fallend.

Sparpotential bei Fernwärme

Mit der Fernwärme geheizt werden etwa die Räume des Spitals, das mit 2.200 Betten zu den größten in Europa gehört. Dabei kommt jetzt ein variables Luft-Volumen-System zum Einsatz, mit dem sich laut Simonitsch "ein enormes Sparpotential aufgetan" hat. Das neuartige System misst Temperatur und CO2-Gehalt der Luft, die nur noch ausgetauscht wird, wenn dies tatsächlich notwendig ist. Von den insgesamt fünf Megawattstunden, die im vergangenen Jahr an Fernwärme insgesamt eingespart werden konnten, verdanken sich immerhin vier der neuen Technologie.

Ebenfalls mit Fernwärme geheizt wird das Wasser, das mit einer Temperatur von 60 Grad ständig in den Leitungen des AKH zirkuliert, bevor es auf 45 Grad runtergekühlt wird und den Wasserhahn verlässt. Die höhere Temperatur ist notwendig, um Legionellen im Wasser abzutöten. Rund eine Million Kubikmeter Wasser benötigt das AKH im Jahr. Der tägliche Trinkwasserbedarf entspricht damit der Füllung von rund 18.300 Badewannen mit je 150 Litern.

Container in Geisterhand

Die von bunten Rohren durchzogenen Gänge und Räume, mit denen diese Versorgungsleistungen der Superlative bewerkstelligt werden, fordern auch den Orientierungssinn von Auskennern wie Simonitsch immer wieder heraus. Besonders gespenstisch muten die wie von Geisterhand bewegten 750 Container der hausinternen Transportanlage an. Ein eingebauter Chip erlaubt die Lokalisierung der Behälter, mit denen Medikamente ebenso auf die Reise geschickt werden wie Speisen oder Wäsche. 7,5 Kilometer misst das Streckennetz, zu dem 48 Aufzüge und 142 Stationen gehören. Rund 120 Tonnen werden bei täglich etwa 3.000 Transporten umgeschlagen.

Für Akten gibt es eine eigene Transportanlage, mit einer zusätzlichen, zwölf Kilometer langen Trasse. Mit den kleineren Containern werden noch mehr Transporte, nämlich rund 7.000 pro Tag abgewickelt. Für Blutproben, Befunde und Ähnliches greift das AKH wie viele andere große Spitäler auf ein System zurück, das bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt wurde: die Rohrpost. Rund 1.250 Mal kommen die drei Rohrpostanlagen mit einer Gesamtlänge von rund zwölf Kilometern pro Tag in den Einsatz.

Mit Rohren, allerdings ungleich größeren, wird auch der haushaltsähnliche Müll des Spitals entsorgt. Mit täglich rund 14 Tonnen Haushaltsmüll, der in gepresster Form in die Spittelau und dort in Wärme umgewandelt wird, bestätigt das AKH auch in diesem Infrastruktur-Bereich das oft bemühte Bild von "der Stadt in der Stadt". (glicka, derStandard.at, 17. Dezember 2009)