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Österreichs größter Mobilfunkanbieter, die Mobilkom austria, bietet seine Bewegungsdaten ab sofort entgeltlich für Marketing- und Forschungszwecke an. Sämtliche Bewegungen der rund 4,7 Mio. A1-SIM-Karten werden in einem Datenstrom zusammengefasst und können anonymisiert für Geomarketing-Zwecke sowie Forschungs- und Planungsvorhaben ausgewertet werden. Als kostenloser Service ist für Endanwender ab heute, Donnerstag, eine Übersicht über aktuelle Verkehrsstromdaten http://www.a1traffic.at verfügbar.

Einzugsgebiet bestimmen

Mithilfe des riesigen Datenpools kann das Einzugsgebiet von Einkaufszentren oder Tourismusattraktionen ebenso bestimmt werden wie die Bewegungen von Pendlern im überregionalen Verkehr. Die örtliche Bestimmung der SIM-Karten erfolgt über die jeweilige Funkzelle, über die der Mobilfunkteilnehmer mit dem Netz verbunden ist. Zusätzlich zu der passiven Abfrage der Bewegungsdaten kann der Datenpool auch mit GPS-Daten einzelner Geräte angereichert werden. Letzteres soll aber nur mit dezidierter Zustimmung der User - etwa über die Ausgabe von entsprechenden Geräten für einen vereinbarten Zeitraum - stattfinden.

Bedenken in Richtung Datenschutz war der Mobilfunkbetreiber bemüht zu zerstreuen. "Alle Daten sind vollständig anonymisiert und verschlüsselt. Auch findet keine Verknüpfung mit vorhandenen Kunden- oder Rechnungsdaten statt", versichert Petra Stangl, stellvertretende Marketing-Bereichsleiterin der mobilkom austria, auf Nachfrage von pressetext. Der A1 Traffic Data Stream könne aber für repräsentative längerfristige Mobilitätsstudien, aber auch für Navigationslösungen in Echtzeit wertvolle Informationen liefern. "Verkehrsteilnehmer finden auf diesem Weg heraus, wie sie ohne Stau am schnellsten zum Ziel kommen", so Stangl.

Riesige Datenpools als Herausforderung

"Für die Markt- und Mobilitätsforschung ergibt sich mit der netzbasierten Mobilitätsanalyse eine spannende zusätzliche Methode, um Erkenntnisse zu gewinnen", meint Susanne Wolf-Eberl, Geschäftsführerin von Research & Data Competence, im Gespräch mit pressetext. Als Herausforderung sieht sie den Umgang mit den riesigen Datenpools, die in der Analyse bewältigt werden müssen. "Sowohl technologisch als auch in der Dateninterpretation müssen wir uns jetzt das richtige Know-how erarbeiten, damit man die richtigen Schlüsse ziehen und das Material auch entsprechend aufbereiten kann", pflichtet auch VRVis-CEO Georg Stonawski  im pressetext-Interview bei.

Das Thema Datenschutz müsse man immer ernst nehmen. Abgesehen von der Anonymisierung der Daten sei das einzelne Individuum gerade im Bereich Geo-Marketing und derartigen Mobilitätsstudien aber völlig uninteressant, gibt Geo-Marketing-Experte Georg Magenschab zu bedenken.

Telefonbefragung ebenfalls mit Missbrauchspotenzial

Dass die neue Marktforschungsmethode per se gefährlicher als bewährte Analyseinstrumente sei, glaubt auch Wolf-Eberl nicht. "Wenn Sie bei einer Telefonbefragung konkrete Auskünfte über ihren Haushalt oder ihr Konsum- und Einkommensverhalten geben, handelt es sich dabei unter Umständen um sensiblere und konkretere Informationen als bei den hier aggregierten Daten", so Wolf-Eberl gegenüber pressetext. Dass die mobilkom diese Daten in keinster Weise mit bestehenden Kundendaten verknüpfe, sei in jedem Fall begrüßenswert.(pte)