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Khieu Samphan, der nominelle Präsident, auf einem Foto aus dem Jahr 2003.

Foto: AP Photo/Andy Eames, File

Phnom Penh - Das von den Vereinten Nationen unterstützte Tribunal zur Aufarbeitung der Terrorherrschaft der Roten Khmer in Kambodscha in den 1970er Jahren hat gegen den ehemaligen nominellen Präsidenten Khieu Samphan (78) Anklage wegen Völkermordes erhoben. Er wurde nach Angaben eines Gerichtssprechers am Freitag den Ermittlungsrichtern in Phnom Penh vorgeführt. Am Mittwoch waren bereits der frühere Chefideologe Nuon Chea und der seinerzeitige Außenminister Ieng Sary angeklagt worden. Alle drei wurden wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Mord und Folter angeklagt. Ebenfalls angeklagt ist die Ehefrau von Ieng Sary, Ex-Sozialministerin Ieng Thirith. Der Prozess gegen sie soll im kommenden Jahr beginnen.

Der französische Staranwalt Jacques Vergès hat die Verteidigung von Khieu Samphan übernommen. Den Eurasier Vergès (dessen Mutter Vietnamesin war) kennt der Angeklagte seit dem gemeinsamen Studium an der Pariser Sorbonne. Verges hatte unter anderen den ehemaligen Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie (Altmann), und den Top-Terroristen Illich Ramirez Sanchez, genannt Carlos, verteidigt. Er gilt als Spezialist für "aussichtslose" Fälle.

Dem von China unterstützten Regime der Roten Khmer, das mit brutaler Gewalt das südostasiatische Land in eine kollektivistische Agrargesellschaft umgestalten wollte, waren zwischen 1975 und 1979 bis zu zwei Millionen Menschen zum Opfer gefallen. 1979 hatte eine vietnamesische Militärintervention die Gewaltherrschaft beendet. Nach ihrem Sturz zogen sich die Roten Khmer in den Dschungel zurück und erhielten auch vom Westen Hilfe. Sie behielten den UNO-Sitz und führten einen verlustreichen Untergrundkrieg gegen die Vietnamesen und das mit deren Hilfe installierte Regime in Phnom Penh. Erst 1991 kam es zur Unterzeichnung des Pariser Friedensabkommens, das die Voraussetzung für eine große UNO-Friedensoperation und demokratische Wahlen schuf. Ex-Diktator Pol Pot starb 1998 in einem Dschungelversteck an der thailändischen Grenze.

Das aus 17 kambodschanischen und 13 von den Vereinten Nationen gestellten ausländischen Juristen bestehende Sondertribunal war 2006 nach fast zehnjährigen Verhandlungen errichtet worden. Ihm sind enge Grenzen gesteckt, andernfalls wäre seine Einsetzung an einem Veto Chinas im Weltsicherheitsrat gescheitert. (APA)